Das Wichtigste im Überblick
- Verbreitungsgebiet: Balkan und Türkei sowie Kaukasus
- frostresistent bis -38 Grad
- sehr geringer Wasserbedarf
- raschwüchsig
- ausgesprochen wipfelschäftig (meist eine durchgehende Stammachse bis zum Wipfel, kaum Zwiesel)
- sehr wertvolles Holz (Möbelholz)
- im Ursprungsgebiet wegen überstarker Holznutzung weitgehend verschwunden
Kenndaten - kurz und kompakt
Nach der Analyse der FVA (Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt, Freiburg) gehört die Baumhasel zu den am besten geeigneten Baumarten im Klimawandel (s. Kapitel Untersuchung bzw. Erforschung der Baumhasel).
Wachstum
- Alter : > 300 Jahre
- BHD: bis 130 cm bei wipfelschäftigen Bäumen
- maximaler Radialzuwachs (Jahrringbreite): 13 mm
- BHD 80 cm o.R. ist erreichbar in 100 Jahren (bei einem durchschnittlichen Jahrring von 4 mm)
- Jahrestrieblänge: maximal bis 255 cm; in der Jugend liegt die durchschnittliche Trieblänge unter guten Bedingungen bei 80 cm
- Höhe: bis 35 m
- Holzpreis: bis zu 800 €/ fm
Standort- Wasserhaushalt: für trockene bis gut wasserversorgte Standorte geeignet
- nicht auf wechselfeuchten und wasserbetonten Standorten anbauen
- Nährstoffbedarf: eutroph (nährstoffreich) - schnelles Wachstum; auf mesotrophen (mittelmäßig nährstoffversorgten) Standorten gutes Wachstum
Kulturbegründung
- Pflanzmaterial: ca. 50 cm große Pflanzen; ein- bis zweijährige, unverschulte Pflanzen gut geeignet; Preis pro Pflanze: 1-1,50 EURO
- Pflanzverband: 2,5x1 bis 4x2 möglich; als Weitreihenverband ist 7x1 denkbar
- Zeitpunkt der Pflanzung: vor dem 1. April, da früher Blattaustrieb
- Astreinigung: hervorragend
- Grünästung ist bei Weitverband sinnvoll, wobei die Äste nicht stärker als 3 cm sein sollten
- Zwieselschnitt sollte durchgeführt werden, wenn in weitem Verband gepflanzt wurde
- Ziel: Zukunftsbäume im Abstand von 12-15 m
Gefahren- Schutz: Zaun oder Wuchshülle bei hohem Verbiss- bzw. Fegedruck
- Robinienstab bei verwilderten Flächen neben die Pflanze stecken, damit man sie beim Freischneiden findet
- Mäuse: wird sehr gern von Mäusen geschält, ähnlich wie Buche oder Kirsche
- Spätfrost im Mai: geringe Gefahr, da früher Blattaustrieb Anfang April
Vorwort
Der Klimawandel bzw. die Klimakatastrophe ist Realität und könnte unsere Wälder grundlegend verändern. Die extreme Dürre in 2018 und der trockene Winter 2018/ 2019 waren aber wohl erst ein Vorgeschmack auf die kommende Klimakatastrophe, weil die Durchschnittstemperaturen in den nächsten Jahrzehnten noch deutlich ansteigen werden.
Nicht nur die Fichte hat Probleme mit dem Borkenkäfer - bei der Buche schlägt der Prachtkäfer zu. In den Tieflagen wird die Buche langfristig wohl durch Baumarten der Eichenwaldzone ersetzt werden.
Wenn wir ein Klima wie in Südeuropa bekommen, sollte man die Baumarten des Südens genauer unter die Lupe nehmen und prüfen, ob sie für uns geeignet sein könnten. Beim Umbau des Waldes kommen neue Baumarten in Betracht, die resistent gegen Wassermangel, aber auch gegen tiefen Frost sein müssen.
Die Baumhasel bietet sich als neue Baumart an. Ob sie ein Hoffnungsträger der Forstwirtschaft sein kann, wäre zu klären. Einen kleinen Beitrag wird sie leisten können.
Baumhasel als Straßenbaum findet man bei uns in fast jeder Stadt - der große Bruder des Haselbuschs ist bei uns weit verbreitet. Manche unserer Baumhasel sind über 100 Jahre alt und haben einen Brusthöhendurchmesser von 100 cm.
Obwohl sie unserem Klima angepasst ist und wertvolles Holz liefert, wird sie im Wald bislang kaum angebaut.
Seit dem Jahr 2010 wird Baumhasel in Deutschland in größerem Umfang gepflanzt. Im Folgenden werden Erfahrungen mit dem forstlichen Anbau weitergeben, wobei ein Schwerpunkt in der Revierförsterei Lich (Wetterau, Hessen) liegt.
Die Baumhasel ist, auch unter Forstleuten, eine der unbekanntesten europäischen Baumarten - vielleicht deswegen, weil sie schon vor Jahrhunderten wegen ihres wertvollen Holzes im Ursprungsverbreitungsgebiet sehr stark genutzt und daher zurückgegangen war
In Rumänien wächst die Baumhasel auf extrem felsigen Karststandorten, wo Wasser Mangelware ist, zu stattlichen Exemplaren heran. Sie ist dort die einzige Baumart, die mit diesem sehr trockenen Standort zurechtkommt. In den Trockengebieten Anatoliens (Türkei) kommt sie als eine der wenigen Baumarten mit dem extrem trockenen Klima klar.
Baumhasel gilt als eine Baumart, die zukünftig in Zeiten des Klimawandels bei uns verstärkt angebaut werden sollte.
„Diese wertvolle Eigenschaft der Baumhasel, als Nutzholz in der Möbeltischlerei verwendet zu werden, scheint bei den Forstleuten der Jetztzeit gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es verdient daher der Anbau der türkischen oder Baumhasel im Großen als Waldbaum von Neuem angeregt zu werden. Dass der Baum in unserem deutschen Klima gut gedeiht und sich kräftig, wenn auch langsam entwickelt, ist durch zahlreiche, vereinzelte Exemplare erwiesen. Es dürfte daher einer Einstellung dieser Holzgattung in unsere Forstkulturen kaum einer nennenswerten Schwierigkeit begegnen.“ (Goeschke 1887)
Dieser Aufruf zum Anbau ist 130 Jahre alt, seitdem sind allerdings im Wald fast keine Baumhasel gepflanzt worden. Umso wichtiger ist es, dass wir heute schneller reagieren, angesichts der tiefgreifenden Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt.
Verbreitung und Standortsansprüche
Höhenverbreitung
Im Kaukasus kommt sie bis in 1750 m ü. NN vor (Sokolov 1977), in der Türkei bis 2000m (Genc 1998), in Rumänien bis 1200 m (Haralamb 1967), in Montenegro bis 1435m (Cikovav 2002), in Serbien bis 1450m (Beus 1970).
Niederschläge
In der Türkei gedeiht sie in Bereichen mit 480 mm Jahresniederschlag, die Verdunstung ist allerdings aufgrund der hohen Temperaturen wesentlich höher als in Mitteleuropa (Temel 2017). Auf dem Balkan liegt der Niederschlag teilweise über 1500 mm.
Temperaturen
Die Jahresdurchschnittstemperatur in den Verbreitungsgebieten der Türkei liegt bei maximal 10,7 Grad (Temel 2017) bzw. bei 10,9 Grad (Bolu), in Bosnien (Konjic) bei 12,7 Grad und in Serbien (Kursumlija) bei 11,8 Grad (Seho 2018). Die maximale Minustemperatur liegt bei minus 38 Grad, die Hitzetoleranz bei plus 40 Grad (Palashev und Nickolov 1979).
NährstoffbedarfIm Ursprungsareal besiedelt sie nährstoffreiche, kalkhaltige Böden, kommt aber auch auf Standorten mit geringer Nährstoffversorgung vor.
Sie besiedelt Karststandorte und ist somit kalktolerant.
Lichtbedarf
Junge Baumhasel wachsen immer direkt senkrecht nach oben, notfalls auch durch die Äste eines Holunders hindurch. Sie wächst nie schräg zum Licht, wie Nussbäume es tun, wenn Nachbarbäume sie beschatten.
In Bulgarien wächst sie unter alten Rotbuchen (G. Huber, ASP Bayern).
Wie hoch der Lichtbedarf ist und wie gut sie im Halbschatten wächst, wäre noch zu klären.
Waldgesellschaft
Aspekte der Kulturbegründung unter besonderer Berücksichtigung der umfangreichen Erfahrungen in der Revierförsterei Lich (Wetterau, Hessen)
Die Revierförsterei Lich war die erste Försterei in Deutschland, in der Baumhasel in größerem Umfang angebaut wurde. Begonnen wurde hiermit im Jahr 2010, als Baumhasel den meisten Förstern noch unbekannt war und der Klimawandel beim Waldbau noch keine große Rolle spielte. Dies änderte sich erst mit den Dürrejahren 2018 bis 2020.
Saat Bislang liegen nur wenige Erfahrungen mit Saat vor. Bei Wolfsburg wurde Baumhasel in 2019 und 2020 sehr erfolgreich auf sandig-lehmigen Böden in Zuge der dort üblichen Eichensaaten mit ausgesät.
Zwischen der Ernte der Nüsse und der Aussaat sollen die Nüsse feuht gehalten werden. Wenn sie länger austrocknen, überliegen viele und keimen erst im zweiten Jahr.
Die Saat sollte so erfolgen, dass keine Nüsse in größerem Umfang durch Tiere (Vögel, Mäuse, Schwarzwild) aufgenommen werden können. Daher ist Saat im Frühjahr vorzuziehen.
Bei der Überwinterung des Saatguts ist zu beachten, dass die Nüsse 8 Wochen lang feucht gehalten werden, um die Stratifizierung (Aufhebung der Keimhemmung) durchzuführen.
Die Nüsse können im Sand in einer mäusesicheren Kiste gelagert werden, die z.B. an der Nordseite des Hauses steht und mit Hasendraht oder Freiwuchsgittern bedeckt wird.
Die Nüsse sollten bis Ende Februar gesät werden, da sich Anfang März die Keimwurzeln bilden. Diese brechen ab, wenn die (gekeimten) Nüsse zu spät ausgebracht werden.
Wenn die Nüsse austrocknen, überliegen sie einen Sommer und keimen erst im darauf folgenden Frühjahr.
Selbst bei später Aussaat um den 1. März kann es zu großen Verlusten durch Mäusefraß bzw. Sammelaktivitäten der Mäuse kommen.
Je früher man die Nüssen sät, umso wichtiger ist der Schutz vor Mäusen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Nüsse mit einem Mittel zu vergällen, so dass die Mäuse sie nicht antasten. Das Mittel muss nicht nur widerlich schmecken, sondern auch sehr dauerhaft an den Nüssen anhaften - vergleichbar mit Altöl, was man natürlich nicht verwenden darf.
Saat eignet sich insbesondere auf steinigen Kuppenlagen, wo Pflanzung nur schwer möglich ist. Auf eutrophen Standorten mit viel Konkurrenzvegetation ist Saat schwierig durchzubringen, auf nährstoffarmen Böden ist es erheblich einfacher.
Die Saat hat wie bei allen Baumarten den Vorteil, dass sich die Wurzel - ohne Unterschneiden seitens der Baumschule oder Beschneiden beim Wurzelschnitt der Pflanzung - ungestört entwickeln kann.
Pflanzung
Pflanzmaterial
Die Wurzeln müssen gut entwickelt sein. Wenn sie zu stark abgeschnitten wurden, kann es zu schlechtwüchsigen Bäumchen führen, die in den Folgejahren welk werden und absterben (Untersuchung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt 2021-Nummer 89, Befall mit Fusarium und Botryosphaeria).
Lieferungen mit stark zurückgeschnittenen Wurzeln müssen abgelehnt und an die Baumschule zurückgeschickt werden.
Zu
prüfen wäre bei Pflanzmaterial aus dem Kühlhaus, wie die Pflanzen nach
langer Lagerung im Kühlhaus das Auspflanzen ins Freiland vertragen. Bei
manchen Pflanzen trieben die Knospen überhaupt nicht aus, ob dies am
Kühlhaus liegen kann, ist noch ungeklärt.
Als Pflanzmaterial haben sich unverschulte ein- oder zweijährige Pflanzen (1+0 bzw. 2+0) von ca. 50 cm Länge bewährt. Die Spitze der Hauptwurzel ist dann i.d.R. nicht abgetrennt , so dass diese nach der Pflanzung optimal nach unten weiter wachsen kann.
Verschulte Pflanzen (1+1 bzw. 1+2 bzw. 2+1) haben eine Haupt- (Pfahl-) wurzel, die beim Ausheben aus dem Verschulbeet i.d.R. unten gekappt (abgeschnitten)
werden kann und wo sich Nebenwurzeln zur Seite hin bilden. Die Pfahlwurzel wächst oft nicht weiter nach unten
(!) , was als ungünstig zu bewerten ist.
3-jährige Pflanzen (3+0 bzw. 1+2 bzw. 2+1) sollte man nicht verwenden. Ihre Wurzeln sind recht groß, so dass die Pflanzarbeit aufwändig und teuer ist. Die Hauptwurzel wurde unten abgeschnitten.
Größere Pflanzen als 80 cm sollte man wegen des ungünstigen Spross-Wurzelverhältnisses nicht verwenden. Sie trocknen auch eher zurück, wenn Wassermangel im Frühjahr auftritt.
Baumhasel muss
sehr zeitig im Frühjahr
gepflanzt werden, da sie ihre Blättchen meist vor dem 1. April entfaltet. Daher : vor dem 15.3. pflanzen!
Welche Flächen eignen sich für den Anbau?
Sowohl nährstoffreiche (eutrophe) als auch mittelmäßig nährstoffversorgte (mesotrophe) Flächen sind als Kulturflächen geeignet.
Beim Wasserhaushalt sind frische bis trockene Standorte geeignet. Auf feuchten, nassen und wechselfeuchten Standorten kann Baumhasel nicht angebaut werden.
Bei vergrasten Flächen muss man die Mäusegefahr bedenken, genauso wie beim Anbau von Buche, Kirsche oder Ahorn.
Größe der Kulturfläche
Die Mindestgröße der
Pflanzfläche beträgt 15x15m, so dass später ein Zukunftsbaum hieraus erwachsen
kann.
Besser ist eine Kulturgröße ab 0,2 ha (40x50m) , so dass sich hieraus ein kleiner Bestand entwickeln kann.
Mischbaumarten
Es ist noch zu klären, mit welchen Mischbaumarten Baumhasel zusammen angebaut werden kann, um einen Mischbestand zu begründen. Auf Kleinflächen (Durchmesser von einer Baumlänge = 30 m) kann man durchaus einen Reinbestand begründen.
Bei größeren Flächen (ab 50x50 m ?) sollte man den Anbau von weiteren Baumarten in Betracht ziehen.
Als mögliche Mischbaumarten werden Rotbuche, Traubeneiche, Spitzahorn, Elsbeere, Hainbuche, Edelkastanie oder Ungarische Eiche genannt. Die Winterlinde wird als dienende Baumart vorgeschlagen (Albrecht (2017).
Ob Baumhasel zusammen mit Kiefer angebaut werden könnte, wäre zu klären.
Die Mischung mit konkurrenzkräftigen Baumarten ist problematisch - Baumhasel soll nicht überwachsen werden.
Es kommt auf den Standort an, welche Baumarten sich mit Baumhasel kombinieren lassen. Auf nährstoffreichen (eutrophen) Standorten sind z.B. Kirsche oder Ahorn deutlich vorwüchsig. Auf mittelmäßig nährstoffversorgten (mesotrophen) bzw. trockeneren Standorten kann es sein, dass Baumhasel im Höhenwachstum mit ihnen mithalten kann.
Zum Wuchsverhältnis zwischen den o.g. Baumarten und Baumhasel auf den unterschiedlichen Standorten ist noch sehr wenig bekannt - hier besteht noch großer Bedarf an Versuchsanpflanzungen mit entsprechenden Auswertungen.
Mischungsformen
Wenn das Höhenwachstum zweier Baumarten sehr unterschiedlich ist, sollte die artreine Pflanzfläche groß genug (mindestens 20 m) sein, damit keine Konkurrenz entsteht und man keine umfangreichen Eingriffe durchführen muss, um der bedrängten Baumart zu helfen.
Wenn die zweite Baumart ein ähnliches Höhenwachstum wie Baumhasel hat, können sie in enger Mischung angebaut werden. Dann wäre es denkbar, z.B. vier Reihen Eiche und eine Reihe Baumhasel zu pflanzen.
Es wäre auch möglich, 15m breite Streifen mit Baumhasel (z.B. 5 Reihen mit dem Verband 3x1m) innerhalb einer großen Eichenkultur anzupflanzen.
Beispiele für geeignete Kulturflächen
- Eichenkultur in der Nähe eines Wegs:
ein Teil kann mit Baumhasel bepflanzt werden. Am Weg hat man die Kultur gut im Blick.
- verlichterter Kiefernwald auf trockenem Standorten
soll mit Laubholz angereichert werden. Baumhasel ist für trockene Standorte prädestiniert.
-
schlecht geräumte Fläche
mit viel Reisig oder Brombeere soll im Weitverband bepflanzt werden. Da Baumhasel wipfelschäftig wächst, kann sie im Gegensatz zur Eiche gut weitständig gepflanzt und später geästet werden.
Das Freischneiden
auf unkrautwüchsigen, nährstoffreichen Standorten muss sehr früh im Jahr erfolgen, damit man die Bäumchen gut findet. Ihre Blätter sind wenig markant und ähneln denjenigen der Himbeere oder Brombeere. Beim Freischneiden hat man große Schwierigkeiten, die Blätter der Baumhasel zu entdecken. Daher hat es sich sehr bewährt, neben die Bäumchen jeweils einen Robinienstab (Kosten ca. 0,40 EURO) zu stecken, so dass man auch in hohem Unkrautwuchs die Baumhasel problemlos finden kann.
GrünästungBei weiteren Verbänden (ab 3x2m) sollte eine Grünästung durchgeführt werden, damit die Äste nicht zu stark werden. Es ist damit zu rechnen, dass Bäume ausfallen bzw. im Wuchs zurückbleiben und die Vorwüchse dann stärkere Äste ausbilden.
Die Grünästung sollte dynamisch durchgeführt werden - dicke Äste absägen, dünnere Äste noch belassen. Wenn Äste 3 cm an der Astbasis aufweisen, sollen sie entnommen werden. Keinesfalls dürfen die Äste bei der Ästung zu stark sein. Bei Straßenbäumen sind allerorten negative Beispiele zu sehen, wo über 10 cm große Schnittwunden nur sehr langsam und schlecht überwallt werden und Fäule in den Stamm eindringen kann.
Der
günstigste Zeitpunkt für die Ästung
ist wohl Juni und Juli - vorher kann noch Baumsaft aus der Wunde laufen (bluten), ab August ist die Überwallung nicht mehr so stark, da das Wachstum nachlässt. Bei Astung im Winterhalbjahr werden wohl eher Wasserreiser an den Schnittstellen ausgebildet. Wasserreiser sollten vermieden werden, da diese wiederum abgesägt werden müssen. Es sind noch Untersuchungen nötig, bei welchem Schnittzeitpunkt die Entstehung von Wasserreisern am stärksten angeregt wird.
Baumhaselbestände müssen nicht alljährlich geästet werden, da sie nicht so raschwüchsig sind wie Nussbäume.
Eine Ästungshöhe
von 5,5 bis 6 m ist sinnvoll, so dass man später einen astreinen Stamm hat, der eine doppelte Türhöhe ergibt.
Vereinzelt kommen Zwiesel auch bei Baumhasel vor. Wenn Bäume in weitem Abstand auf der Fläche stehen, können Zwieselschnitte
sinnvoll sein, damit alle Bäume wipfelschäftig aufwachsen. Bäumchen bis 5 m Höhe können wie ein Flitzebogen heruntergebogen werden, so dass man den Zwiesel in der Spitze schneiden kann. Bei Frost ist dies nicht möglich, weil der Stamm beim Biegen bricht. Wenn der BHD zu groß ist, lässt sich das Bäumchen nicht mehr biegen.
Abstand der Zukunftsbäume (Z-Bäume)Die Z-Bäume sollen im Abstand von 12 bis 15 m stehen. Bei diesem Abstand können die Z-bäume Dimensionen von 80 cm BHD erreichen. Bei geringeren Z-Baumabständen sind nur entsprechend geringere Dimensionen möglich.
Der Kronendurchmesser der Altbäume kann 15m betragen, wie an Stadtbäumen zu sehen ist.
Biotische und abiotische Gefahren
Mäuse
stellen eine erhebliche Gefahr
dar !!!
Der Stammansatz von Baumhasel wird genauso gern von Mäusen geschält wie Buche oder Kirsche. Selbst Baumhasel, die am Wurzelhals 10 cm dick waren, wurden durch Mäusefraß zum Absterben gebracht (Lich/ Hessen, 2014).
Im Dürresommer 2019 wurden 6m hohe Baumhasel von Mäusen geschält und zum Absterben gebracht. Die Mäuse waren offensichtlich auf der Suche nach Feuchtigkeit und stürzten sich daher auf die saftige Rinde. Es handelte sich nicht um eine Fläche, die als klassisches Mäusebiotop (vergrast)gilt - die Fläche war mit Brennnessel bestanden, außerdem war nur eine geringe Mäusedichte vorhanden.(Tennbusch (mdl), Arnsberg, NRW). Dies zeigt die sehr hohe Attraktivität der Baumhaselrinde.
Gegen Mäuse helfen Wuchshüllen (begrenzter Schutz), glatte Fegeschutzmanschetten oder Mäusegift (Ratron). Mäusebiotope (Gras) "sollen vermieden werden " - dies umzusetzen, ist in der Praxis leider nicht einfach umsetzbar.
Verbiss oder Fegen
durch Rehwild wird durch Zaunbau oder Wuchshüllen verhindert.
Stadtbäume
sterben vereinzelt ab wegen Verticillium dahliae, der Verticillium-Welke, einer Pilzinfektion, die über beschädigte Wurzeln (Baggerarbeiten bei Stadtbäumen) eindringt. Stadtbäume leiden unter Streusalz und haben extreme Wuchsbedingungen durch den oft ungünstigen Bodenzustand (hohe Versiegelung, Steinmaterial etc.).
Weitere Ursachen für das vereinzelte Absterben von Stadtbäumen
sind noch nicht geklärt. Verdächtigt werden pflanzenpathogene Bakterien der Gattungen Pseudomonas und Xanthomonas (Kehr, 2014). Sie werden eventuell bei Astschneidearbeiten mit infizierten Astscheren übertragen.
Auf einer Kulturfläche bei Bad Nauheim / Hessen
waren im Sommer 2021 einzelne zweijährige Baumhasel abgestorben. Das Probenmaterial wurde zur Untersuchung zur Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt nach Göttingen geschickt und von Fr. Dr . Gitta Langer untersucht (12.10.2021; Nr. 2021-89). Es bestand KEIN Verdacht auf Verticillium , Pseudomonas oder Xanthomonas.
Nachgewiesen wurde die Fusarium avenaceum
- Gruppe (Artbestimmung war nicht möglich) und Fusarium cf. equiseti
.
Außerdem Botryosphaeria obtusa
(=Diplodia seriata) als Erreger der "grapevine trunk desease = bot canker of grapevine und Verursacher von Knospenmortalität, Blattnekrosen, Fruchtfäule und Absterben von Stämmen mit braunen, festen Nekrosen.
Lt. G. Langer sind typische Schwächepathogene an Baumhaseltrieben Diaporthe decedens
(Pers.) Fuckel 1871
Im Arboretum Grafrath / Bayern
(Forstlicher Versuchsgarten) ist ein Baumhaseleinzelbaum mit schleichender Verlichtung der Krone, an der ein spezifischer Blattpilz Phyllostcta coryli und an den Trieben mehrere Schwächspilze wie Diaporthe decedens und Henderosonia corylaria. Sebastian Blaschke LWF
Frost
ist gefährlich, wenn er um den 1. April auftritt, wenn die zarten Blättchen sprießen. Bäumchen innerhalb der Wuchshüllen überstanden Frost ohne Schäden, während ungeschützte Bäumchen zurückfroren. Sie machten dann einen Johannistrieb aus dem Wurzelhals heraus, der bis zu 50 cm lang war.
Spätfröste im Mai oder Juni können dem Baumhasel nichts anhaben, weil die Blätter dann schon gefestigt sind.
Schneebruch
ist keine Gefahr, da Baumhasel sein Laub früh abwirft
Straßenbäume können absterben bei zu hohen Einträgen von Streusalz, größeren Eingriffen ins Wurzelsystem (Baggerarbeiten) und durch Bodenverdichtung.
Wachstum
Stirbt ein junges Bäumchen ab, werden Johannistriebe
ausgebildet. In Lich/ Hessen wurde bei einem frisch gepflanzten Bäumchen von 53 cm Größe nach seinem Absterben ein Johannistrieb von 49 cm ausgebildet (Grund des Absterbens war Frost zum Zeitpunkt des Blattaustriebs).
Höhenwachstum
Baumhasel erreicht bei optimalen Wuchsbedingungen Höhen von maximal 35m.
Die meisten natürlichen Vorkommen wachsen auf trockenen Standorten, die Bäume sind dort oft nur 20 bis 25 m hoch. In extrem trockenen Gebieten der Türkei, wo die Baumhasel an der Trockengrenze des Waldes zur Steppe hin vorkommt, werden sie nur 10 m bis 15 m hoch.
Viele unserer Stadtbäume wachsen solitär auf und sind nur 25 m hoch.
Baumhöhen von Altbeständen bzw. Altbäumen:
35 m : Türkei (Bolu; Genc 1998)
33 m: Surdalica (Serbien, Seho 2016)
32 m : Bulgarien (Alexandrov 1995, s. S. 217)
31 m : Rheinauen Hördt/ Karlsruhe (Förster Ansgar Vogelsang, mdl.; der 101 j. Baum wurde 2012 gefällt)
30 m : Kaukasus (Schmidt 2003)
30 m : Oravita / Rumänien (Neumann 2015)
22 m : Würzburg, Bismarckturm (erst 62jährig, eigene Messung)
Wuchsvergleich mit anderen Baumarten: es ist sehr standortabhängig, wie sich das Höhenwachstum der Baumhasel im Vergleich zu anderen Baumarten darstellt. Auf gut wasserversorgten, eutrophen (nährstoffreichen) Böden in Lich (Hessen) sind im Dickungsstadium gleichaltrige Berg- und Spitzahorne und Kirschen der Baumhasel im Wuchs deutlich überlegen, während Rotbuche und Traubeneiche langsamer wachsen.
Auf einer süddeutschen Versuchsfläche (Heilbronn) wurde die Höhenentwicklung von 16-jährigen Baumhaseln gemessen (Schölch, in Seho 2017). Sie wuchsen auf sehr gutem Standort (Weinbaugebiet, Feinlehm) teilweise schneller als Kirschen.
Auf mesotrophen oder trockenen Standorten kann man davon ausgehen, dass
Baumhasel im Höhenwuchs mit den ansonsten sehr schnellwüchsigen
Bergahornen und Kirschen mithalten kann.
Auch in den kalten Höhenlagen
der deutschen Mittelgebirge wächst sie gut. So wurden von mir bei Hilders in der hessischen Rhön in 600 m ü NN Baumhasel gemessen, die bei einer Oberhöhe von 9 m Jahrestriebe von 50 bis 60 cm machten und nur 1 m niedriger waren als benachbarte Bergahorne oder Kirschen.
Höhenwachstum
Folgende Jungbestände wurden in Deutschland gemessen:
Alter Baumhöhe Durchschnittlicher Maximaler
Ort Jahrestrieb (cm) Jahrestrieb (cm)Köln, Weiler 54 27 50
Sauen, August Bier Stiftung (Brandenburg, Wich 2015) 46 22 48
Privatwald Mettendorf (Rhld.Pfalz, B. Mettendorf) 25 20 80
Heilbronn (Versuchsfläche Prof. Schölch, 2017) 16 14 88
Exotenwald Weinheim (Baden-Württemberg) 15 10,5 - 14 93
Arboretum Florianwald bei Metzingen (Baden-Würtemberg) 10 6 60
Brn (Brünn, Tschech.Republik) 10 8,9 89
Glaswein (Waldviertel, Österreich, Ruhm 2012) 10 7,7 - 9,96 85
Lich (Hessen, Richter 2017) 7 6-8 100
Heilbronn (Versuchsfläche Prof. Schölch, 2007) 6 4,2 - 6,1 87 140
Büren (NRW, Tennhoff 2018) 5 2,8 255 !!!
Lich
(Hessen)
4
120
Lich (Hessen) 3 94
Der Bestand in Sauen liegt im trockenen Osten Deutschlands, wo der Jahresniederschlag nur 550 mm beträgt und der Sandboden das Wasser nur schlecht speichern kann.
Dickenwachstum
Tiefzwiesel sind oft dicker als wipfelschäftige Bäume und können beachtliche Dimensionen erreichen.
Solitärbäume mit ihren großen Kronen sind naturgemäß dicker als Bäume im Waldbestand, die weniger Platz für die Ausbildung ihrer Krone haben.
Im Wald gibt es bei uns nur Baumhasel, die jünger als 60 Jahre sind, so dass noch keine starken Waldbäume vorkommen.
In unseren Städten sind gelegentlich Stadtbäume mit Dimensionen von über 100 cm Brusthöhendurchmesser (BHD) zu finden.
Dickenwachstum
Auf gleichen Standorten holt die Buche die Baumhasel in Bezug auf den Durchmesser erst im Alter von über 100 Jahren ein (Ghimsey 1980 in Alteheld 1996).
Als maximaler Jahrring wurden 13 mm gemessen in der Altersperiode 5-10 Jahre, der durchschnittliche Jahrring lag hier bei 8,3 mm (Sauen/ Brandenburg; Wich 2015).
Die Breite des Jahrrings ist abhängig vom Baumalter, Nährstoff-, Wasser- und Wärmeangebot sowie Standraum (Kronendurchmesser).
Im Extremfall wie in Oravita (rumänischer Karst), wo 300-jährige Bäume am Rande der Existenzfähigkeit stehen, kann er über lange Perioden lediglich 0,5 mm betragen.
Ort Autor Alter durchschnittlicher Jahrring (mm) maximaler Jahrring (mm)
Glaswein (Österreich) Ruhm (2013) 12 3,5
Prag Zeidler ( 2012) 22 3,2 6
Türkei Arslan (2005) 20 6,9
Türkei Arslan (2005) 100 3,3
Sauen (Brandenburg) Wich (2015) 10 8,3 13
Sauen (Brandenburg) Wich (2015) 45 4,3 7,4
Gießen (Hessen) Richter (2012) 41 5 8
Wien Peraus (2013) 50 4 7,5
Eibenstock (Erzgebirge) Stark (2017) 100 4
Zuwachs von Beständen
Über den langfristigen Massenzuwachs von Beständen liegen noch keine Daten von Zeitreihen vor. Es ist noch nicht möglich, eine Ertragstafel zu erstellen oder den Zuwachs der Baumhasel mit anderen Baumarten zu vergleichen.
BestandesvorratIn Oravita (Rumänien) ermittelte Neumann (2015) im Naturwald auf 6 Probekreisen Grundflächen von 34-38 qm und Vorräte von maximal 214 Vfm/ ha Baumhasel, wobei der Gesamtvorrat des Probekreises bei 406 Vfm/ ha lag ; die anderen beteiligten Baumarten waren Silberlinde, Hainbuche und Esche.
Hinweise über Vorräte liefert die Untersuchung von Wich (2015) in dem kleinen Bestand in Sauen (Brandenburg), wo er auf 0,088 ha 30 Bäume sowie im Bismarckwald Würzburg, wo er auf 0,6 ha 77 Bäume vermaß.
Im Alter von 46 Jahren hatte der Bestand Sauen bei einer Bestandesgrundfläche von 18,33 qm einen Vorrat von 185 Efm ohne Rinde/ ha. Da das Ergebnis einer Kleinstfläche hochgerechnet wurde, sind Grenzeffekte mit in Betracht zu ziehen; das Ergebnis ist daher unter Vorbehalt zu werten.
Reaktion auf Trockenjahre
In Sauen (Brandenburg) wurde der Jahrringzuwachs mittels Bohrkernen analysiert. Für das Trockenjahr 2003 wurde kein vermindertes Jahrringwachstum festgestellt, wie dies bei anderen Baumarten der Fall war (Wich 2015).
Anbau in Mitteleuropa
Der Chronist der Pfarren des
Stiftes Melk
[70 km westl. von Wien], Ignaz Franz Keiblinger, berichtet „von den ehrwürdigen zwei türkischen Haselnussbäumen (Corylus arborea), welche zur Zeit des Kaisers Leopold I. zwischen 1690-1693 durch den gewesenen kaiserlichen Gesandten in der Türkei, Hofrath Franz Anton Edlen von Quarient und Raal, gepflanzt worden sein sollen, wovon aber der eine im Jahr 1854 ausstarb."
Auszug aus dem „Waldwirt“ (1996): „1582 und 1586 erhielt der österreichische Kriegsrat Baron von Ungnad aus Konstantinopel erstmals Saatgut von Baumhasel. Clusius aus Frankfurt säte von diesen Nüssen aus und im Jahr 1593 war ein daraus erwachsene Baum schon über mannshoch. Es muß aber schon früher eine Baumhasel nach
Frankfurt
gekommen sein, denn 1657 wird im Garten des Kaufmanns Dufay eine beschrieben, die an Höhe und Breite fast den größten Eichbaum übertraf. Fast 30 m hoch mit 1/3 davon Schaft, war sie so stark wie „vier Männer im Leibe“. Dieselbe Baumhasel wird 1736 als so hoch und dick beschrieben, dass sie „kein Lindenbaum übertreffen dürfte“.
Im forstlichen Standartwerk von Carl Alwin Schenck
1939 (Fremdländische Baumarten), in dem sämtliche Baumarten der Nordhemisphäre aufgeführt wurden, fehlt die Baumhasel. Vermutlich wurde sie vergessen, weil sie in der Natur nach Übernutzung der Bestände weitgehend verschwunden und oft nur noch kleinwüchsige Bäumchen auf ungünstigen Standorten übriggeblieben waren.
Weil sie in dem o.g. Buch fehlt könnte der Grund dafür sein, dass sie bei den vielen forstlichen Anbauversuchen von fremdländischen Baumarten nie berücksichtigt wurde.
Vermutlich kann man in allen deutschen Städten
Baumhasel als Straßenbaum finden. Seit über hundert Jahren wird sie gepflanzt, zahlreiche ältere Bäume sind in den Städten zu finden. Zunächst wurde sie wohl überwiegend im süddeutschen Raum gepflanzt. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass sie im benachbarten Österreich schon länger als Straßenbaum Verwendung fand.
Seit etwa 1990 wird sie in Städten vermehrt gepflanzt. Wegen ihrer Dürreresistenz gilt sie als gut geeignet für den Straßenraum, wo wegen Versiegelung wenig Wasser zur Verfügung steht. Sie ist aber nicht sehr salztolerant.
An
Landstraßen
wird Baumhasel entsprechend den Vorgaben der Straßenbauverwaltung nicht gepflanzt, da sie mit ihren Nüssen Tiere an die Straße locken würde, die überfahren werden könnten.
Im Wald
dagegen wurden vor dem Jahr 2010
in Mitteleuropa erstaunlicherweise nur sehr vereinzelt Baumhasel gepflanzt, obwohl man in vielen Städten sehr gutwüchsige Exemplare findet. Nur eine winzige Waldfläche wurde mit Baumhasel bepflanzt.
Folgende Bestände bzw. Anpflanzungen von ca. 13 ha sind mir bekannt:
Jahr ha Ort1950 0,6 Würzburg, Bismarckturm
1950 0,08 Sauen, Beeskow, Brandenburg, August-Bier-Stiftung
1985 1,9 Bundesforstamt Niederrhein (bei Aachen, Nordrhein-Westfalen)
1990 2 Forstverwaltung Grafenegg (Waldviertel, Österreich)
1990 0,2 Winterbach-Niederhausen (bei Zweibrücken, Rhld-Pfalz, Förster Bernhard Mettendorf)
1995 2 Forstamt Rastatt (Baden-Württemberg, Forstamtsleiter Heinz Wicht)
1995 0,1 Exotenwald Weinheim (Baden-Württemberg)
1997 0,38 Krtiny Schulwald, 2 km NO von Brno (Brünn, Forstuniversität, Tschechische Republik)
1999 0,5 Kürnach (bei Würzburg; Bayern, Förster Michel Hahn)
2001 0,56 Glaswein (Waldviertel, Österreich, Werner Ruhm)
2001 1,7 Süddeutschland (auf 4 Standorten, Prof. Schölch/ Uni Weihenstefan)
2001 0,3 Möckmühl (Baden-Württemberg)
2001 0,5 Metzingen (Arboretum Florianwald, Baden-Württemberg)
2006 1,5 Ludwigsburg (Baden-Württemberg ( Förster Wolfgang Steinacker)
2007 0,05 Plauer See - Insel (Mecklenburg-Vorpommern; Meyer-Ravenstein)
2009 1 Mihla/ Kammerforst (Thüringen, Privatwald A. Rocholl)
Den
Anstoß für die intensive Beschäftigung
mit der Baumhasel gab mir Paul Oeding, Geschäftsführer der Darmstädter Forstbaumschulen. Im September 2009 besuchte das Forstamt Schotten die Darmstädter Forstbaumschulen und Paul Oeding sagte, dass die Förster wegen des Klimawandels an neue Baumarten denken sollten, wie Platane, Tulpenbaum, Robinie, Walnuss, Esskastanie und Baumhasel. Es würden dringend Erkenntnisse gebraucht mit trockenheitsresistenten Bäumen, die aber auch harten Winterfrost ertragen können. Er verwies auf die forstliche Keimruhe - so waren die Förster der Douglasie gegenüber anfangs sehr skeptisch und pflanzten sie nur zögerlich.
Von Baumhasel hatte ich im Studium an der FH in Göttingen nichts gehört und auch als Straßenbaum war sie mir nicht näher bekannt.
In Hessen wurde ab 2010 mit dem verstärkten Anbau der Baumhasel begonnen
Im Jahr 2010 wurde in Lich/ Hessen mit dem Anbau von Baumhasel begonnen, bis 2015 wurden mehrere Teilflächen von insgesamt 2,8 ha bepflanzt. Lieferant waren die Darmstädter Forstbaumschulen, die Pflanzen wachsen qualitativ gut, die Nüsse wurden in Deutschland gesammelt, die Herkunft (Ursprungsgebiet) ist unbekannt.
Nachdem für die Baumart Werbung bei den Forstämtern gemacht wurde, fanden in 27 der 41 hessischen Forstämtern (in
56 Revierförstereien) Anpflanzungen statt.
Vertreter der Furnierindustrie teilten mir mit, dass man eine neue Baumart bekannt machen solle, damit in Zukunft marktfähige Mengen zusammenkommen könnten. Daraufhin erfolgten zwischen 2012 bis 2014 mehrere Veröffentlichungen in der Fachpresse. Hiernach
wurden auch in Wäldern außerhalb von Hessen verstärkt Baumhasel angepflanzt und Herkunftsversuche anvisiert.
In meiner Datensammlung (s. Anhang) sammele ich alle Daten über Baumhasel im Wald.
Baumhasel und KlimawandelWir stehen erst am Anfang des Klimawandels, der mit Erderwärmung, schnellem Wechsel zwischen Temperaturextremen, unregelmäßigen Niederschlägen, lokalem Starkregen, ausgeprägten Dürrephasen oder sehr nassen Wintern die Standorte und Wuchsbedingungen für unsere Baumarten gravierend ändern kann.
Der extrem nasse Winter 2017/ 2018 und die extreme Dürre zwischen April und November 2018 lassen erahnen, was auf uns zukommen kann.
Wenn wir ein Klima bekommen, das demjenigen des Mittelmeerraums ähnelt, wäre es denkbar, auch Baumarten aus diesem Bereich bei uns anzubauen. Gastbaumarten müssen allerdings kritisch geprüft werden, ob sie als neue Baumarten bei uns in Frage kommen.
Kriterien für neue Gastbaumarten (laut Kölling 2008):
höhere Massen- oder Wertleistung als einheimische Baumarten auf demselben Standort
Baumhasel wächst schneller als Eiche
Erzeugung wertvollen Holzes
Baumhasel produziert Wertholz mit hohen Preisen
Anpassung an unser Klima
Baumhasel hat geringen Wasserbedarf, mit ausgeprägten Dürre- und Frostperioden kommt sie klar. Als europäische Baumart kennt sie unsere Großwetterlagen.
keine gravierenden Probleme mit biotischen oder abiotischen Schädigungen
mit Pilzen, Insekten, Frost, Schneebruch, Sturm sind keine Probleme bekannt
keine Verschlechterung des Bodenzustands
ihre Streu ist gut abbaubar, der Boden versauert nicht und wird nicht ausgezehrt
keine invasive Art
ihre Verjüngung ist mit Eiche vergleichbar, ihre Früchte werden wie beim Haselbusch gern von Tieren aufgenommen
Untersuchung bzw. Erforschung der Baumhasel
Literaturrecherche
FVA Baden - Württemberg 2018
Die FVA
(Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt, Dr. Axel Albrecht) in Freiburg hat als ersten Schritt in einer Literaturrecherche
25 Baumarten auf ihre Eignung für die Herausforderungen des Klimawandels untersucht. Es wurde jeweils 35 klimarelevante Kriterien abgeprüft aus den 5 Zielsystemen
1 Anbau (Lichtansprüche, Naturverjüngung, Pflanzverband, Konkurrenzstärke)
2 Ertrag (Gesamtwuchsleistung, ökonomische Kennziffern, Bonitätsfächer)
3 Holzverwendung (Bauholzeignung, Energieholzeigenschaften, Verwitterung)
4 Ökosystemleistungen (landschaftliche und ökologische Aspekte)
5 Risiken (Niederschlag, Temperatur, Pilze, Insekten, Dürretoleranz, Feueranfälligkeit, Frostempfindlichkeit).
Anschließend wurden 4 Szenarios durchgespielt:
1 - alle Zielsysteme werden gleich gewichtet
2 - Risiken werden stärker gewichtet
3 - Ökosystemleistungen werden stärker gewichtet
4 - Hohe Erträge sind wichtig
Die Baumhasel
gehörte in den ersten 3 Szenarios zu den am besten geeigneten Baumarten, nur in Szenario 4 war sie nicht vertreten. Hier waren Schwarzkiefer, Japanlärche, Edelkastanie, Robinie und Tulpenbaum die Gewinner.
Als zweiter Schritt der Studie sollen Verbreitungsmodelle
der 25 Baumarten für Deutschland erarbeitet werden.
Der dritte Schritt soll aus Anbauversuchen
mit aussichtsreichen Baumarten bestehen. Erste Praxistests für Baumhasel, Atlas- und Libanonzeder sind angelaufen.
Baumhasel
wurde im Frühjahr 2018 bei Pulverdingen im Landkreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg) auf 0,3 ha im Verband 2x2m in Zusammenarbeit mit dem ASP Teisendorf (M. Seho) mit 4 Herkünften aus Bolu (Türkei), Kusumlija (Serbien), Bjola (Bulgarien) und Ungarn gepflanzt (Andreas Ehring FVA, per Mail, Jan. 2019).
HerkunftsversucheIn Deutschland wurden in den vergangenen Jahren an vielen Stellen Baumhasel im Wald gepflanzt. Die Nüsse für die Pflanzenproduktion wurden hierfür von deutschen Baumschulen vermutlich überwiegend in Städten an Alleebäumen gesammelt, die phänotypisch (vom äußeren Erscheinungsbild her) positiv sind:gerader Stamm, wipfelschäftig, wüchsig. Die Alleebäume haben über Jahrzehnte bewiesen, dass sie mit den Standortsbedingungen bei uns gut zurechtkommen.
Es kann allerdings durchaus sein, dass es andere als die bisher verwendeten Herkünfte gibt,
die bei uns deutlich besser wachsen. Es ist daher dringend notwendig, dass
Herkunftsversuche durchgeführt werden.
Hierfür werden Nüsse aus den unterschiedlichen Herkunftsgebieten gesammelt, in der Baumschule zu Pflanzen herangezogen und bei uns unter gleichen Bedingungen ausgebracht: das Pflanzjahr muss identisch sein, damit alle Herkünfte bei gleichen Wuchsbedingungen (trockenes Frühjahr, Fröste etc.) aufwachsen und sie müssen auf demselben Standort aufwachsen, also auf derselben Kulturfläche mit ihrem entsprechenden Boden (Wasser- und Nährstoffversorgung, Bodentyp etc.).
In den Folgejahren werden die Herkünfte verglichen hinsichtlich Ausfallrate und Wuchseigenschaften (Schaftqualität, Höhenwachstum, Krankheiten, Reaktion auf Klima etc etc.).
Es ist außerordentlich zu begrüßen, dass jetzt Herkunftsversuche mit Baumhasel beginnen!
Schweiz - WSL (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft)
In der Schweiz werden sehr aufwändige, umfangreiche und langfristige Testreihen bzw. Versuche mit Anbauten von Baumarten im Klimawandel durchgeführt.
1.) WSL 2020:Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten
(www.testpflanzungen.ch)
In der Schweiz führt die WSL (Dr. Peter Brang) von 2020 bis 2022 das Projekt „Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten“ durch, dem sehr umfangreiche Planungen und Abstimmungen vorausgegangen waren.
Die Beobachtungsdauer
soll die nächsten 30 bis 50 Jahre (!!!)
umfassen. Das Gedeihen von 18 Baumarten mit jeweils 7 Provinienzen
wird entlang von Umweltgradienten (Höhenlage, Temperatur, Wasserverfügbarkeit) untersucht.
Ein „Kernset“ von Baumarten wurde ausgewählt nach den Kriterien
a - Leistungsfähigkeit
• Häufigkeit in der Schweiz
• Potenzial für Waldleistungen (Holzproduktion, Dimension – größere Bäume, die Höhlen beherbergen können)
• ökologische Amplitude. Baumarten mit einer großen ökologischen Amplitude hinsichtlich Klima (Temperatur, Wasser) und Bodeneigenschaften (Wasserspeichervermögen, PH-wert, Nährstoffgehalt) können sich im Klimawandel zukünftig besser anpassen als Baumarten mit einer kleinen ökologischen Amplitude.
b - Anbaurisiken
• Pathogenanfälligkeit
• Trockenheitsempfindlichkeit
• Invasivität
Das Kernset
beinhaltet die 9 Baumarten Weißtanne, Bergahorn, Buche, Lärche, Fichte, Kiefer-Föhre, Douglasie, Traubeneiche, Winterlinde. Für sie werden je 35 Testpflanzungen (Flächen) angelegt.
Das „Ergänzungsset“ beinhaltet die 9 Baumarten Schneeballblättriger Ahorn, Spitzahorn, Atlaszeder, Baumhasel, Walnuss, Kirsche, Zerreiche, Stieleiche, Elsbeere. Für sie werden je 15 Testpflanzungen angelegt.
Baumhasel
wird hier beschrieben als „ sehr trockenheitsresistent, wärmeliebend, aber auch relativ spätfrostresistent und weist ein großes Potential für die Holzproduktion auf (Roloff et. al 2017, Enzyklopädie der Holzgewächse – Handbuch und Atlas der Holzgewächse).
Im Jahr 2018 haben die Kantone geeignete Flächen für die Anlage der Testpflanzungen gemeldet.
Das System der Testpflanzung ist sehr ausgetüftelt und mit der schweizerischen Liebe zur Perfektion projektiert:
Eine Testpflanzung ist 1,15 ha groß, 82m x 54 m groß. Sie besteht aus 3 Blöcken. Jeder Block ist unterteilt in 8 Plots mit jeweils 4 Subplots. In jedem Subplot werden 9 Bäume einer Provinienz gepflanzt im Abstand von 2m. Je Testpflanzung werden 4 Provinienzen gepflanzt mit jeweils 3 Wiederholungen.
Baumhasel
wird in 15 Testpflanzungen mit jeweils 108 Pflanzen gepflanzt werden (9 Pflanzen x 4 Provinienzen x 3 Wiederholungen=108), also insgesamt in dem WSL Projekt in der Schweiz 1620 Stück Baumhasel aus 7 verschiedenen Provinienzen.
Geplant sind aufgrund eines Gradienten der klimatischen Wasserbilanz folgende 7 ausgewählte Herkünfte
der Baumhasel (Peter Bang (Dez. 2018, per Mail) aus
• Rumänien, Westkarpaten
• Bulgarien, Balkankette
• Serbien, Südosten
• Bosnien
• Türkei, Bolu
• Türkei, 2. Provenienz
• Südkaukasus (Georgien, Armenien, etc.)
2.) WSL 2018
Die WSL (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und
Landschaft; Fr. Dr. Petia Nikolova) führt einen ersten kleinen
Herkunftsversuch mit Baumhasel mit 4 Herkünften aus Serbien, Bulgarien,
Georgien und der Türkei durch. In 2018 erfolgte bei Kaisten (Aargau) auf
einer Fläche von 0,8 ha im extrem weiten Verband 10x3 m die Pflanzung, wobei 4 Provenienzen verwendet wurden :
• Bolu Merkez-Pelitcik Köy Türkei
• Byala Bulgarien
• Miroc Serbien
• Tsneki/Kojori Georgien
ASP Bayern 2016
Das Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht Bayern Theisendorf (ASP, Herr Muhidin Seho) ist führend bei der Untersuchung geeigneter Herkünfte
der Baumhasel.
Bei dem Projekt "CorCed" soll eine wissenschaftliche Grundlage für die Bewertung der Anbaueignung von Herkünften der Baumhasel in Deutschland geschaffen werden.
Das ASP führt seit 2016 einen Herkunftsversuch durch. Hierzu wurden im Herbst 2016 Nüsse bzw. Zweige aus 10 Herkunftsgebieten (Türkei, Bulgarien, Rumänien, Bosnien, Serbien) gesammelt, um sie in Bayern auszusäen und anschließend in 2018 oder 2019 auf Versuchsflächen auszupflanzen. Außerdem wurden genetische Analysen durchgeführt (Seho 2016).
Das ASP (Seho 2018) bereiste in 2016 und 2017 insgesamt
21 Erntebestände
:
Bulgarien Klisura
Bulgarien Bjala
Bulgarien Elin Pelin gute Stammformen
Bulgarien Varbitsa gute Stammformen
Bulgarien Smjadovo
Bosnien Rogatica bis zu 400 Jahre alt
Bosnien Konjic
Rumänien Oravita hochwertig, Höhen bis 30 m (s. AFZ Richter 2014 und Bachelorarbeit Neumann 2015)
Rumänien Tismana forstlich nicht geeignet
Türkei Tosya
Türkei Arac 200 Einzelbäume im Agrarland zu beernten, bis 300 Jahre alt
Türkei Tunuslar
Türkei Müsellimer
Türkei Bolu
Serbien Surdalica hervorragende Stammqualitäten, lag bei der Bewertung über allen anderen Beständen;
Höhen bis 33mSerbien Maljen Stammqualitäten sehr gut
Serbien Zlatibor gute Stammformen
Serbien Derdap
Serbien Kozijak 700 ha mit Baumhasel , gut
Serbien Ozren
Serbien Kursumlija besonders gute Stammformen
Die Höhenlage der Bestände liegt zwischen 250 und 1300 m üNN, der Niederschlag zwischen 490 und 1211 mm pro Jahr.
Kriterien der Auswahl der Erntebestände
durch das ASP waren Homogenität der Bestände, Vitalität, Wüchsigkeit, Wipfelschäftigkeit, Geradschaftigkeit, Schaftlänge, Vollholzigkeit, Tiefzwiesel, Steiläste, Astigkeit, Drehwuchs, Wimmerwuchs, Rindenstruktur, Kronenform, Stammform insgesamt.
Bei Schnaittenbach(Bayern) wurde im Frühjahr 2018 eine erste Versuchsfläche
von 0,3 ha mit 3 Herkünften bepflanzt (Verband 2x2m, dreifache Wiederholung; Seho, Dez. 2018, per Mail).
Anbauversuche
Süddeutschland 2001
Prof. Dr. Manfred Schölch (Hochschule Weihenstefan) ließ ab 2001 in Süddeutschland 7 Versuchsflächen anlegen: Eberbach, Heilbronn, Landsberg/ Lech und Gräfendorf/ Rhön. Insbesondere das Höhen- und Durchmesserwachstum wurde analysiert. Verschiedene unveröffentlichte Diplomarbeiten wurden hierüber verfasst.
Praxisanbauversuche Bayern
Im Jahr 2021 bestanden 29 Versuchsflächen mit einer Fläche von 5,7 ha in Bayern, wobei 24.000 Baumhasel gepflanzt wurden (Seho, Bay. Amt für Waldgenetik Teisendorf). Hierbei handelt es sich um Kulturflächen, bei denen der Freistaat Bayern Kulturflächen von Kommunen oder Privatwaldbesitzern finanziell fördert. Die Vorgaben schreiben vor, nach welchem Schema die Kulturen angelegt werden müssen und welche Herkünft zu verwenden sind.
LWF aktuell 126 ; Bayern:
Im Rahmen des CorCed-Projekts, in dem die Anbauwürdigkeit von Herkünften der Atlaszeder, Libanonzeder und Baumhasel in Deutschland untersucht wird, wurden bis heute über 30 Praxisanbauversuche angelegt. Die Förderung des Verbundvorhabens erfolgt durch finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Um der Praxis die Frage nach möglichen Ersatzbaumarten und Herkünften beantworten zu können, wurden aus forstgenetischer Sicht Praxisanbauversuche etabliert. Dabei soll genetisch identisches Material eines ausgewählten Erntebestandes unter möglichst vielen unterschiedlichen Standortsund Umweltbedingungen getestet und gemeinsam mit der Forstpraxis unterschiedlicher Waldbesitzarten (Staat-, Körperschafts- und Privatwald) erste Anbauerfahrungen gesammelt werden.
Das genaue Vorgehen haben Janßen et al. 2019 beschrieben. Die ausgewählte Herkunft (Erntebestand) wird auch in den Herkunftsversuchen des AWG angebaut und kann mit unter- schiedlichen Herkünften dieser Baumart verglichen werden. Dadurch ist eine Einbindung der Ergebnisse aus den Praxisanbauversuchen in Herkunftsempfehlungen möglich.
Baumhasel
Bei der Baumhasel wurde im Herbst 2016 mit dem Aufbau der Praxisanbauversuche begonnen. Dabei wurden zehn Standorte in Bayern ausgewählt, auf denen die heimischen Baumarten bereits erst Ausfälle aufgezeigt haben. Der türkische Baumhasel-Erntebestand »Bolu« wurde als Standardherkunft verwendet. Diese Herkunft wurde in den 2019 begründeten Herkunftsversuchen ebenfalls eingebracht. Um die Ergebnisse später auswerten und vergleichen zu können, hat das AWG Mindestanforderungen an die Waldbesitzer vorgegeben. Vor allem auf flachgründigen und strukturreichen Kalkstandorten kann die Baumhasel als Mischbaumart eingebracht werden.
Nordrhein-Westfalen (NRW)
Das Pflanzmaterial für die Versuche in NRW wurde von einer Baumschule geliefert, die Herkunft dieser Nüsse ist allerdings unbekannt.
Standortversuch NRW 2013
In 2013 wurden an 4
Stellen in NRW (Siegen, Arnsberg und zweimal bei Büren; Projektleiter
Norbert Tennhoff; Landesbetrieb Wald und Holz NRW) auf 0,45 ha ca. 1700
Baumhasel im Verband 2x2m bzw. 1,5x1m gepflanzt. Die Flächen wurden
gezäunt, an jeder dritten Pflanze wurde in eine Tubex-Wuchshülle
angebracht. Die Standorte liegen in Höhenlagen zwischen 140 m und 450 m
üNN, auf mäßig frischen, sehr frischen bzw. wechselfeuchten Standorten
mit basenarmen Ausgangsgestein Schieferton, Grauwacke bzw. basenreichem
Kalkstein oder sehr basenreichem Abschwemmmaterial.
In 2017 wurden die Flächen aufgenommen und die Bäume gemessen.
Versuchsanbau NRW 2018
Im Frühjahr 2018 wurden in NRW an 3 Stellen Baumhaselkulturen angelegt: im Revier Stemel (Arnsburger Wald/ nördl. Sauerland) auf 1 ha sowie im Lippischen Bergland (Bad Meinberg 0,7 ha und Kalletal 0,7 ha) .
Auf 2,4 ha wurden rund 10.000 Baumhasel im Verband 2x1 m gepflanzt, 500 Buchen beigemischt und die Fläche wurde gezäunt.
Die Ursprungsherkunft des Pflanzmaterials ist unbekannt, die Nüsse wurden von einer deutschen Baumschule unter deutschen Alleebäumen gesammelt.
Drei Jahre lang wird das Versuchsanbauprojekt wissenschaftlich begleitet von der Forstwissenschaftlerin Lisa Stange, Projektleiter ist Dr. Norbert Asche. Finanziert wird es mit Bundesmitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe. Als weitere Baumarten werden angepflanzt Edelkastanie, Orientbuche, Platane, Sichelbaum, Atlaszeder, Küstentanne, Araukarie, Westliche Hemlocktanne, Küsten- und Gebirgsmammutbaum.
Diplom -bzw. BachelorarbeitenZur Erforschung der Baumhasel haben folgende Diplom -bzw. Bachelorarbeiten über Baumhasel im Wald beigetragen:
1. Bauer, B. (2008): Entwicklung von Laubholzkulturen: Neuanlage einer Baumhaselversuchsfläche und Wiederholungsaufnahme von Baumhasel- und Platanenversuchsflächen. Diplomarbeit FH Weihenstephan, Freising, unveröff.
2. Cikovac, P. (2002): Soziologie und standortbedingte Verbreitung tannenreicher Wälder im Orjen-Gebirge - Montenegro. Diplomarbeit an der LMU, Department of Geography, München.
3. Fuchs, Franziska (2012): Klimawandel und die Eignung von Stadtbäumen im pannonischen [südosteurop.] Raum; Masterarbeit; Baumhasel s. S. 7; 71; 81; Baumhasel ist sehr empfindlich gegen Streusalz; in dieser Mastarbeit wurden 456 Stadtbäume von 9 Baumarten bei Wien auf Vitalität untersucht]
4. Hoffmann, Wolf (2012): Eignung der Baum-Hasel (Corylus colurna L.) als Laubholzbeimischung in einem Wald-Kiefernbestand auf Flug- und Schwemmsanden im Gemeindewald Hassloch; Bachelorarbeit an der FH Rottenburg ; (Wuchsgebiet Oberrheinisches Tiefland, Wuchsbezirk Pfälzische Rheinebene; u.a. Saat der Baumhasel; Messung von Baumhaseln an verschiedenen Standorten in Deutschland)
5. Meyer, Maik (2018): Walnuss und Baumhasel als Mischbaumarten in heimischen Wäldern; Bachelorarbeit FH Göttingen: Literaturstudium: Klima, Standort, soziolog. Stellung, Wuchseigenschaften, Ausbreitungspotential, gegenwärtiger Anbau, Anbaupotentiale
6. Rechberger, A. (1998): Waldbauliche Beurteilung der Baumhasel (Corylus colurna) im Pontus-Gebirge in der Türkei; Universität für Bodenkultur, Wien
7. Neumann, Ferdinand Georg (2015): Analyse eines naturnahen Baumhaselbestands (Corylus colurna) im Nationalpark Cheile Nerei-Beusnita / Rumänien; Bachelorarbeit an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg bei Prof. Dr. S. Hein. In dem ca. 17 ha großen Baumhaselbestand südlich von Oravita wurden Höhen- und Durchmessermessungen vorgenommen, in Probekreisen Bestandesdaten aufgenommen
8. Prof. Dr. Schölch, Hochschule Weihenstephan - Triesdorf: bis 2011 wurden „mehrere Diplomarbeiten“ erstellt, sie wurden nicht veröffentlicht, die Themen wurden nicht bekanntgemacht
9. Vogt, Oliver (2015): Einzelbeobachtungen zur Prüfung der Anbaueignung von Juglans … und Corylus colurna L. auf dem Plauer Werder [Mecklenburg-Vorpommern] im Frühjahr 2015; Bachelorarbeit; Eberswalde, Betreuer Prof. Martin Guericke. Von 47 Stück 3- jährigen und 37 Stück 9-jährigen Baumhasel wurden Höhen und BHD gemessen und eine Höhen-BHD-Beziehung abgeleitet. Der höchste Baum war 7 m hoch und hatte einen BHD von 7 cm. Das Wachstum der Baumhasel für das Alter 100 wurde mit 32 m Höhe prognostiziert. Die Bodenform ist meist Sand-Braunerde, der Niederschlag liegt zwischen 450 und 600 mm, die Jahresdurchschnittstemp. Beträgt 8,5 Grad bei maritimem, feuchtem Tieflandsklima.
10. Wich, Matthias (2015): Die Baumhasel im Sauener Wald – Struktur und Waldbau; Bachelorarbeit an der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der Technischen Universität München; Lehrstuhl für Waldbau ; Prof. Dr. Reinhard Mosandl; Betreuer M. Sc. Justus Bork (Aufnahme von 30 Ex. (0,088 ha) der Baumhasel in Sauen und 77 Ex. (0,6 ha) bei Würzburg (Bismarckwäldchen); Ermittlung von Höhen, BHD, Kronendurchmesser, Zuwachsbohrungen, Analyse der Zuwächse in Trockenjahren, Berechnung des Vorrats.
Beispiele für größere Baumhaselbestände
Ein großer, urwaldartiger Reinbestand in den rumänischen Karpaten: Oravita (gesprochen "Oraviza")Im Nationalpark Cheile Nerei-Beusnita, 100 km SSO von Timisoara (Temeschburg) bzw. 13 km SSO von Oravita bzw. 6 km ONO von Sasca Romana, befindet sich ein sehr naturnaher Baumhaselbestand mit einer Größe von 17 ha.
Diesen Baumhaselbestand besuchte ich mit der ANW Hessen im September 2012 . Im Juni 2013 fuhr ich noch einmal hin und nahm Probekreise für Bestandesanalysen auf (s. AFZ 5/2014). An der FH Rottenburg fand ich einen Studenten, Ferdinand Neumann, der in Oravita im Oktober 2014 anlässlich seiner Bachelorarbeit umfangreiche Messungen durchführte (Neumann 2015).
Der Bestand liegt in einer Höhenlage von 570 - 800 m ü. NN, wo im Winter ein Meter Schnee liegen kann, während die Sommer oft nur wenig Niederschläge bringen. Das Ausgangsgestein ist
Karst
(Kalkstein), der Bestand ist
großflächig blocküberlagert
mit sehr hohem Skelettanteil und sehr geringem Feinbodenanteil. Oft steht der blanke Fels an und man ist erstaunt, dass hier so starke Bäume wachsen können, die allerdings nur eine geringe Oberhöhe von 20 m erreichen. Auf sehr trockenen Flächen fallen andere Baumarten aus und Baumhasel bildet dann Reinbestände.
In Arealen mit besserem Boden stehen 30 m hohe Baumhasel und der Anteil der anderen Edellaubbbaumarten Berg- und Spitzahorn, Kirsche, Elsbeere, Silberlinde, Hainbuche und Rotbuche nimmt zu.
Auffällig ist der hohe Anteil der wipfel- und geradschäftigen Bäume. Bemerkenswert ist, dass an vielen Stämmen
Stockausschlag
zu sehen ist, teilweise sind es Dutzende dünner Ruten, manchmal auch nur vereinzelte. Gelegentlich stehen Altbäume sehr eng beieinander, offensichtlich sind sie aus Stockausschlägen hervorgegangen.
Naturverjüngung
findet man im gesamten Bestand praktisch gar
nicht, so dass vermutlich die Vermehrung über Stockausschläge eine große Bedeutung hatte.
Der stärkste Stamm, ein Triesel (nicht Zwiesel), hatte einen BHD von 115 cm BHD, Zwiesel mit BHD 97 cm bzw. 107 cm wurden gemessen und der stärkste wipfelschäftige Baum hatte einen BHD von 101 cm.
Auf 3 Probekreisen (Richter 2013) mit besonders hohem Baumhaselanteil wurden Vorräte für alle Baumarten von 264 Vfm / ha ermittelt, der Anteil der Baumhasel betrug bei den starken Bäumen (> 50 cm BHD) 57 bis 71 % .
Mehrere Bäume wurden gebohrt und die Jahrringstärken ermittelt, sie lagen über längere Perioden bei 0,4 bis 2,2 mm, ausnahmsweise bei 4 mm. Zu berücksichtigen ist, dass es sich um einen trockenen Standort mit geringen Zuwächsen handelt und dass keine Durchforstungen stattfanden. Die Kronendurchmesser sind entsprechend gering.
Das Alter der ältesten Bäume wurde anhand der Bohrkerne auf 300 Jahre geschätzt. Da nicht bis zum Stammzentrum gebohrt werden konnte, wurde anhand der Jahrringstärken eine Schätzung vorgenommen.
Auf 6 repräsentativ ausgewählten Probekreisen (Neumann 2015) betrug der Baumhaselanteil durchschnittlich 33 % (20-50 %), die Bestandesgrundfläche 34 - 38 qm/ha, der Vorrat aller Baumarten 383 - 428 Vfm / ha . Die Baumhöhen lagen zwischen 22 und 30 m, der Kronendurchmesser bei den stärksten Bäumen betrug 7m (bei Baumhaseln in der Stadt liegt er oft bei 15 m.)
Die Schaftformen sind überwiegend gerade und wipfelschäftig, meist mit 10 bis 15 m Stamm, dann kommt der Kronenansatz. Auffällig sind die vielen Bäume mit Stockausschlägen.
Dieser Bestand ist eine Ausnahmeerscheinung, weil er so großflächig ist und weil er auch Bereiche beinhaltet, wo Baumhasel auf Bereichen mit hohem Feinerdeanteil zu großen Bäumen heranwachsen kann.
Meist findet man Baumhasel auf dem Balkan nur auf kargen, trockenen Böden, weil die konkurrenzkräftigen Baumarten wie Buche, Ahorn, Esche, Kirsche ihn auf den besseren Standorten nicht zum Zuge kommen lassen. Daher sind meist nur geringwüchsige Baumhasel zu sehen.
Oravita (Rumänien)
Holz
"In früheren Zeiten" wurden Baumhasel in Naturwäldern stark genutzt, was einen deutlichen Hinweis auf ihr wertvolles und beliebtes Holz gibt. Seit langer Zeit sind kaum mehr nutzbare Stämme in verkehrsgünstiger Lage vorhanden, nur in unerreichbaren, abgelegenen Wäldern stehen noch vereinzelt starke Baumhasel. Daher ist sie als Holzart auch unter Forstleuten weitgehend unbekannt.
Holzeigenschaften, Holzverwendung, Preise
HolzverwendungDas Holz war in Wien vor 1850 neben der Eibe das beliebteste und kostbarste Möbelholz.
Nachdem die Naturwälder für Wien kein Baumhaselholz mehr liefern konnten, wurden Tropenhölzer wie Meranti als Ersatz eingesetzt.
Es wird außer als massives Möbelholz für Furnierherstellung genutzt sowie als Drechslerholz. Zukünftig wird wohl allgemein Furnier eine geringere Rolle spielen, weil es durch Fotoimitate ersetzt wird. Die Nachfrage nach Massivholz wird eventuell zunehmen.
Als Brennholz hat es einen hohen Brennwert.
PreiseIn ihrem Ursprungsareal wird Baumhasel kaum gehandelt, da nur noch sehr wenige nutzbare Bestände bzw. Einzelbäume vorhanden sind.
Nur ausnahmsweise werden in Mitteleuropa Einzelstämme vermarktet.
Straßenbäume mit astreinen Stammabschnitten würden ein begrenztes Potential darstellen. Allerdings fehlt den Grünämtern der Städte meist das Bewusstsein für den Wert der Stämme , die Kenntnis über Vermarktungsmöglichkeiten fehlt bzw. der hohe Aufwand einer Submission von Einzelstämmen wird gescheut. Daher werden gefällte Straßenbäume zu Brennholz verarbeitet oder gehäckselt.
Aus dem Rokkokogarten von Veitshöchheim bei Würzburg wurde 1995 ein Stamm von 4,2 m Länge und 67 cm o.R. Durchmesser bei einer Submission für
911 DM/ fm
ersteigert (Schönmüller und Günzelmann).
Im Forstamt Rastatt (bei Karlsruhe) wurden Stämme aus Ortslagen bei Submissionen versteigert. In 2011 kamen 3 Stämme von 2,5 bis 3,5 m Länge und Stärkeklasse 2b - 3a für
244€ / fm
und in 2012 ein Stamm mit einer Länge von 2,2 m der Stärkeklasse 2 a für 131 € / fm zur Versteigerung (Wolfgang Hertel, Forstamt Rastatt).
Aus einem Gartengrundstück bei Eibenstock (Erzgebirge) kam ein Stamm von 4,8 m Länge und 76 cm Stärke, der bei der Submission Dresdener Heide 2017 einen Preis von 585 € / fm
brachte (s. AFZ 4 / 2017, S.9). Der Stamm wies deutlichen Drehwuchs auf, dafür ist der hohe Preis umso bemerkenswerter (Revierleiter Holger Stark, Forstrevier Aue bzw. Sebastian Förster/ Sachsenforst). Der Baum war 100 Jahre alt, der BHD betrug 80 cm, der durchschnittliche Jahrring betrug 4 mm.
Das Zweitgebot lag bei 385 €/ fm, insgesamt wurden 6 Gebote abgegeben. Der Erstbieter war im Musikinstrumentenbau tätig, die anderen Bieter waren Parketthersteller, regionale Sägewerke und Tischlerbetriebe.
Nutzungsgeschichte
Bis zum letzten Türkenkrieg kamen große Mengen des „türkischen Haselnussholzes“ die Donau hinauf nach Wien in Klötzen von 42x42 bzw. 65x65cm Durchmesser:
„Noch bis zum letzten Türkenkriege (1788) wurde eine sehr große Menge Holz auf der Donau nach Österreich unter der Benennung „türkisches Haselnussholz“ in sehr großen, mehrere Quadratfuß (65x65 cm) im Durchmesser haltenden Klötzen gebracht, in dem es vormals nebst dem Eibenholz eines der beliebtesten, kostbaren Tischlerhölzer zu Möbeln war, wovon sich viele in Wien finden“.
„Diese wertvolle Eigenschaft der Baumhasel, als Nutzholz in der Möbeltischlerei verwendet zu werden, scheint bei den Forstleuten der Jetztzeit gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es verdient daher der Anbau der türkischen oder Baumhasel im Großen als Waldbaum von Neuem angeregt zu werden. Dass der Baum in unserem deutschen Klima gut gedeiht und sich kräftig, wenn auch langsam entwickelt, ist durch zahlreiche, vereinzelte Exemplare erwiesen. Es dürfte daher einer Einstellung dieser Holzgattung in unsere Forstkulturen kaum einer nennenswerten Schwierigkeit begegnen.“ (Goeschke 1887, in Hilfreich, Heinrich (1996).
Extreme Übernutzung der Bestände erfolgte bis zum Mittelalter, in der Natur ist sie weitgehend ausgerottet (vergleichbar mit der Eibe), verschiedene ehemalige Bestände sind heute Karst (unbewachsene Steinflächen), daher ist die Baumhasel heute selbst in den Ursprungsländern weitgehend unbekannt.
Eine Angabe zur Nutzung findet sich bei (Alteheld 1996): „Von der örtlichen Bevölkerung im Kaukasus wird das Holz als Baumaterial und gut zu bearbeitendes Material hoch geschätzt“.
„Vielerorts [im Kaukasus] war auch das wertvolle Holz Anlass zu einer Übernutzung, so dass verschiedene Populationen fast ausgerottet wurden“ (Schmidt 2003).
Verwendung des Holzes als Lederimitat und massive Ausbeutung der Naturwälder
Eine interessante Veröffentlichung über die Verwendung des Holzes als Lederimitat und die massive Ausbeutung der Naturwälder im 19. Jahrhundert findet sich in folgender Quelle:
Vom Domogled. - Wien : Verlag des Österreichischen Reichsforstvereines, 1871. - S. 553-555; (Österreichische Monatsschrift für Forstwesen 1871).
Damals gebräuchliche Schreibweise in Fettbuchstaben (Abschrift vom Original; E. Richter; Feb. 2013)
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"Noch eine andere botanische und forstliche Merkwürdigkeit hat die Gegend des Domogled. Es sind dies Prachtbäume von Corylus colurna. Ich sage mit Recht Prachtbäume, denn so weit ich noch in Europa herum gekommen bin, habe ich nirgends ihres Gleichen gesehen. Selbst die einst berühmten – jezt aber nicht mehr existierenden – zwei Türkisch – Haselbaumriesen im Schloßparke von Merkenstein bei Wien, standen gegen die Perlen bei Mehadia zurük, zwar nicht an Stärke, aber weit an Schönheit des Wuchses und üppiger Lebensfreudigkeit.
Wer hat noch vor wenig Jahren dem Türkisch-Haselnußbaum Aufmerksamkeit geschenkt? Niemand, als höchstens der Botaniker oder ein mit botanischen Grillen behafteter Gartenfreund !
Heute ist das ganz anders. Ein Pfiffikus fand nemlich heraus, dass das politierte Reifholz der Colurna gerade wie Leder aussehe, und flugs verfertigte er aus selbem Chatouillen, Reise – und andere Necessaires, Portemonnaies, kurz, Alles, was die heutige elegante Welt von bestem Galanteriestand mit Leder zu überziehen pflegt. Und in der That, diese Objekte geben sich nicht nur echt zierlich, sondern auch zum Täuschen dem Leder ähnlich.
Damit war das Glük diese und einiger anderer guten Wiener gemacht, die sich der sogenannten „Erfindung“ alsbald bemächtigten
Unsere Modeleute, die einen ungeheuren Werth darauf legen, wenn Eisen wie Holz und Holz wie Eisen dargestellt wird – es ist dies wahrscheinlich ein Ausfluß der jezt regierenden Leidenschaft für das Maskenwesen – fanden das superb, entzückend, und so wurden diese Nippsachen, diese Lederimitazionen aus Türkisch-Haselnuß ein sehr gesuchter und gut bezahlter Galanterieartikel.
Willst Du, lieber Leser, derlei sehen, so brauchst Du nur die prachtvollen Auslagen von Klein in Wien zu mustern; dort bliken Dir diese ledernen Imitazionen – pardon : Lederimitazionen in ihrem vollen nekischen Reiz entgegen, gerade als wenn sie Dich fragen wollten: Kennst Du, schöner Herr, diese Maske?
Karl Stenzel in Wien ist derjenige, welcher am meisten in diesem Zweige macht; er hat 1867 auch in Paris ausgestellt und nicht nur die bronzene Medaille erhalten, sondern auch eine ganze Garnitur von Neccessaires, Bijons, Etuis und derlei für uns wiener Franzosen vollkommen geläufigen „uis“ an den damaligen Kronprinzen, jezigen Königs von Belgien, oder wie man in jenem Zwitterlande lieber hört – König der Belgier abgesezt.
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Nur mit dem Rohstoffe ging es von Anfang an nicht leicht; denn es bedurfte starker Stämme, umsomehr, als der Splint, für diesen Zwek nichts taugt, weil er weiß und nicht lederbraun ist. Zuerst mussten die obgenannten Merkensteiner Haselriesen dran, hierauf was sonst noch in Parks oder in Wäldern von Oberungarn zu haben war. Aber natürlich war man auch hier bald zu Ende, denn die Colurna erscheint nur sehr vereinzelt im Walde eingesprengt, sie war bisher nie ein Gegenstand der Kultur und starke Stämme gar waren in den oberen Gegenden des Reiches [Österreich-Ungarn] von jeher sehr selten.
In seiner Verlegenheit wendete sich der medaillirte Fabrikant an den Vertreter des österr. Forstwesens bei der lezten Pariser Weltausstellung, der schon gar vielen mit Ideen, Rath und That ausgeholfen hat. Dieser empfahl ihm den Südosten Oesterreich-Ungarns, das Banat, die Militärgrenze und Siebenbürgen, dann Bosnien und Serbien, und gab ihm Adressen zur Anknüpfung der nöthigen Verbindungen.
Herr Stenzel hat überdies eine Aufforderung zu Lieferungsanmeldungen in die österreichische Monatsschrift für Forstwesen einrüken lassen.
Das Alles wirkte, und Herr Stenzel hat jezt im Südöstlichen Ungarn seine Holzlieferanten, die soeben im Begriffe sind, die Gegend von Mehadia auszubeuten. Ich sage mit Bedacht, ausbeuten, denn sind einmal die dortigen Wälder von ihren prächtigen Haseln – Ueberbleibsel der ablaufenden Urwaldzeit – entleert, so ist des für immer aus mit diesem seltenen Schaze, da kaum daran zu denken ist, dass diese Baumart nachgezogen werde. Wer möchte wohl auch in unserer schnelllebigen Zeit hundert und mehr Jahre warten, die neue Pflänzlinge brauchen, um zu brauchbaren Bäumen heranzuwachsen?!
Die Corylus colurna erscheint in der Gegend des Domogled. U. a. auf dem Kalkboden zwischen 2000-3000` [Fuß= 31,6 cm; somit 632 – 948 m] Seehöhe in schönen, geraden Stämmen bis 2 `[63 cm] Durchmesser und einer brauchbaren Schaftlänge von 4 `` [Rute = 10 Fuß = 3,16 m; somit 4 Ruten = 12,64 m]. Das Reifholz besizt frisch eine lichtrosenrothe Färbung, einen 1-2 `` [Zoll; 2,63 cm bis 5,26 cm] breiten Splintring, der weiß ist und gegenwärtig noch keinen Werth hat und somit als Abfallholz zurükgelassen wird.
In Waldtaxe für den Kubikfuß Kloz auf dem Stoke zahlen die Lieferanten 1 G [Gulden ??).
Wegen bedeutender Nachfrage werden die Stämme nur im Versteigerungswege abgegeben, demzufolge in diesem Frühjahr ein
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Quantum von 800 Kubikfuß pr. 2 G. 40 kr. ö. W. [Gulden; Kronen, österr. Währung] veräußert worden ist.
1 Kubikfuß ganz trokenen Holzes wiegt 35 Pfund.
Da die Colurna nur in felsiger und steiniger Lage und bedeutender Höhe vorkommt, so ist die Ausbringung schwer und kostet etwa den dritten Theil des Entstehungspreises, d. i. 80 kr. pr. [der ist 80 Kronen pro ] Kubikfuß.
Die Abbringung vom Fällungsorte hat mit Menschenhänden, Kutschen, mit Zuhilfenahme von Hebeln und Walzen statt. [soll wohl heißen: stattzufinden]. Sind einmal die Klöze im Thale, werden sie mit Ochsenzügen bis nach Petscheneska an die Hauptverbindungsstraße geschleift. Denn praktikable Fahrwege bestehen dort, wo dies Holz vorkommt, nicht."
Literaturverzeichnis
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3. Alteheld, R. (1996): Die Baumhasel: Monographie einer Baumart , in: Werner Koch (Hrsg.): Baumkunde, Band 1; S. 39 – 75; IHW-Verlag, Eching 1996, ISBN 3-930167-15-8
4. Arslan, Mustafa (2005): Studying Turkish hazelnut (C. colurna) populations in the western black sea region from ecological and silvicultural aspects [2 Seiten Zusammenfassung auf englisch]; Abant İzzet Baysal Üniversitesi. Department of Forest Engineering. Master of Science. Bolu. ; Supervisor Prof. Emrah Cicek [Zusammenfassung 2 Seiten auf englisch; 105 Seiten auf türkisch; 10 Baumhaselpopulationen wurden untersucht, Masterarbeit unveröff.]; auf türkisch: ARSLAN, M., 2005. Batı Karadeniz Bölgesinde Türk Fındığı (Corylus colurna L.) Populasyonlarının Ekolojik ve Silvikültürel Yönden İncelenmesi. Abant İzzet Baysal Üniversitesi. Fen Bilimleri Enstitüsü. Orman Mühendisliği Silvikültür Anabilim Dalı. Yüksek Lisans Tezi. Bolu.
5. Beus, V. (1970): Beitrag zum Kennenlernen der Fundorte der Baumhasel (Corylus colurna L.) in Bosnien und Herzegowina. Narodni Sumar, Sarajevo, XXIV; No. 9-10, 425-436 (in Serbisch).
6. Beus, V. (1982): Ein neues Vorkommen der Baumhasel im Gebiet von Praca (Novo nalazište medveđe lijeske (Corylus colurna L ) u području Prače), in serbisch. S. 55-58, Sarajevo, 1982.(nordwestl. Grenze der Verbreitung, ökolog. Gegebenheiten.
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8. Frischbier, N. et al (2015): Bericht zum Prüfauftrag „Machbarkeitsstudie Fremdländeranbau“; Forstl. Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha; S. 1-21 [Baumhasel sowie Nussbäume, Hickory C. ovata und Esskastanie werden überprüft hinsichtlich ihrer mittelfristigen Perspektive für den Anbau in Thüringen, auf 5 von 21 Seiten wird Baumhasel behandelt, neben Wachstum und Waldbau u.a. die Forstschutzsituation]
9. Fukarek, P. (1956): Medvjeda lijeska (Corylus colurna L.) i njena nalazista u Bosni i Hercegovini (auf serbisch: Die Verbreitung der Baumhasel in Bosnien und der Herzegowina); Godisnj. Biol. Inst. u Sarajevu 9, S. 153-176.
10. Genç, M., Güner, Ş.T., Gülcü, S., Fakir, H.,1998: Coppice of Corylus colurna L. in Afyon-Derecine, Bükü Orman ve Av, 74 (6) 13-19.; Afyon-Dereçine Türk Fındığı (Corylus colurna L.) Bükü. Orman ve Av, 74 (6) 13-19.; auf türkisch; im Nov 2013 ins Englische übersetzt von Dipl.-Biol. Aylin Sökücü; Workgroup for Ecophysiology; Institute of Botany (210); University of Hohenheim; Garbenstr. 30, 70599 Stuttgart, Germany: [Baumhaselfläche 47 ha; mit BHD bis zu 130 cm].
11. Ghimessy, L. (1980): Corylus colurna as valuable reserve tree species in Hungary, Erdö 29: S. 365-369 (auf Ungarisch – Wertvolle Inhalte der Türkenhasel- Ertekes tartalek Fafajunk a Törökmogyoro); Übersetzung im Internet erhältlich mit Stichwort „Törökmogyoro“
12. Grade, Wolfgang (2017): Die Baumhasel; Die Grünen Seiten 1-3, Mitteilung der Forstverwaltung Thüringen
13. Griesche, C. (2004): Eine Türkin namens Baumhasel; in: Unser Wald , S. 32-33 (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald).
14. Haralamb, At. (1967): Alunul turcesc [Türkennuss]. In: Cultura speciilor forestiere. Third edition. Editura Agro-silvică, București, S. 289-296. Baumhasel in Rumänien. [Informationen zum Vorkommen in Rumänien, mit Flächenangaben]
15. Hertel, Wolfgang (1997): Möglichkeiten des Nussanbaus in den neuen Ländern am Beispiel Thüringens. – AFZ/ Der Wald; 5/1997; S. 243.
16. Hilfreich, Heinrich alias Th. Scheeder (1996): Die Baumhasel – eine Alternative für trockene Standorte (1996 (4/5): S. 76-79; in „Der Waldwirt“; Hilfreich, Heinrich : weitere Gedanken zum Waldbau: 24 Aufsätze von Heinrich Hilfreich alias Thomas Scheeder – Eching bei München ; IHW – Verl., 1997 ISBN 3 – 930167-24-7.
17. Mirkovic, Milos (2011): Analiza morfometrijskih svojstava stabala Mecje lijeske (Corylus colurna L.) u cilju izdvajanja sjemenskih objekata. [Analysis of morphological characteristics of Turkish hazel (Corylus colurna L.) trees as the base for designation of seed object]; PhD-Arbeit, Banja Luca. Untersuchung von morphologischen Merkmalen der Baumhasel als Basis für die Eignung als Samenquelle; 2 Bestände bei Rogatica (Bosnien) wurden untersucht.
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19. Ninic-Todorovic, Jelena et. al. (2010): Turkish hazel trees in Novi Sad urban area; Acta horticalturae et regiotecturae, Nitra, S. 42-47. [ 231 Bäume in Stadtparks und 501 Bäume an Straßen wurden erfasst, 39 Bäume wurden als Testbäume ausgewählt zur Produktion von Veredelungsunterlagen für die Nussproduktion von C. avellana].
20. Pauls, T. (2006): Die Baumhasel – mehr als ein Alleebaum. in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 91, S. 191 – 199, ISSN 0070-3958 [Kurzmonographie der Baumhasel; Angaben zu Wuchseigenschaften, Anzucht, Saat, Waldbau und Gartenkultur].
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23. Richter, E. (2013b): Klimagewinner Baumhasel; Zeitschrift „Deutscher Waldbesitzer“; 5/ 2013; S. 5-6.
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25. Richter, E. (2013d): Baumhasel – ein Neuling im deutschen Wald; Landwirtschaftliches Wochenblatt/ Hessenbauer Heft 40/ 2013, S. 19-20.
26. Richter, E. (2013e): Passt die Baumhasel bei uns? Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt; Heft 38, S. 42-43.
27. Richter, E. (2014): Baumhasel – Bestandesstruktur und Wachstum; Oravita – ein außergewöhnlicher Wald in Rumänien; AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 5/ 2014, S. 13-16.
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29. Richter, E. (2014c): Ein Stadtbaum für den Wald? Baumhasel statt Roteiche; Schweizer Forstzeitschrift Wald und Holz; Nr.6/09; S. 4-6.
30. Richter, E. (2016): Der Baumhaselwald bei Oravita; Revista Padurilor (rumänische Forstzeitschrift) ; Anul 131; Mai-Aug. 2016; Nr. 3-4; S. 19-26
31. Roloff, A. (2013): Bäume in der Stadt, Ulmer Verlag; Seite 77-80.
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34. Sabeti (1994): Forest, trees and shrubs of Iran , Yazd. (auf persisch; C. colurna in Iran: S. 361, übersetzt ins Deutsche von Axel Kargoscha und E. Richter; Jan. 2014)
35. Schmidt, P. A. (2003): Bäume und Sträucher Kaukasiens, Teil 2, Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 88, Berlin, S. 77–100 [hier S. 89] , 2003, ISBN 3-8001-8323-4.
36. Schölch, Manfred (2011): Baumhasel und Ahornblättrige Platane – erste Erfahrungen im forstlichen Anbau , Forstarchiv 82, S. 155-156.
37. Šeho, Muhidin; Huber, Gerhard; Frischbier, Nico; Schölch Manfred (2017): Kurzportrait Baumhasel (Corylus colurna L.). www.waldwissen.net
38. Seho, Muhidin et. al. (2016): Baumhasel – Saatgut und Vermehrung im Fokus; Deutsche Baumschule 08/2016; S. 42-45 [Herkunftsversuch ASP Bayern, Stratifizieren]
39. Šeho, Muhidin;Huber, Gerhard (2018): Baumhasel – Bewertung möglicher Saatguterntebestände; AFZ-Der Wald 4/2018 (das Projekt CorCed wird vorgestellt, eine wissenschaftliche Grundlage für die Bewertung der Anbaueignung von Baumhasel, Atlas- und Libanonzeder in Deutschland soll geschaffen werden; 21 Vorkommen in 5 Ländern wurden in 2016 und 2017 bereist und werden in dem Artikel teilweise beschrieben
40. Temel. Fatih (2017): Status of natural Turkish hazel populations in TurkeyArtvin Coruh University, Journal of Forestry Faculty: 18 Populationen in der Türkei werden aufgelistet mit Koordinaten, Höhenlage (702 – 1722 m ü NN); Arealgröße (10 – 1166 ha, im Durchschnitt 206 ha; Aussagen zum Flächenanteil der Baumhasel werden nicht gemacht); Durchschnittstemperatur 6,9 – 11 Grad; im Durchschnitt 8,83 Grad; Jahresniederschlag (477-952, i.D 654 mm);
41. Úradníček, Luboš und Řehořková, Štěpánka (2013): Líska turecká, in: Lesnická práce journal 4/2013; (s.: www.silvarium.cz). Ústav lesnické botaniky, dendrologie a geobiocenologie Lesnické a dřevařské fakulty Mendelovy univerzity v Brně Pátek, Duben; 3 Seiten; auf Tschechisch (Baumhasel in der Tschechischen Republik; Kulturfläche 0,38 ha, gepflanzt 1997)
42. Veličković, Mita (1959): Nalazišta mečje leske (Corylus colurna L.) na području Šumskog gazdinstva Vranje” (Forestry, no. 11-12., Belgrade). Serbisch, in kyrillischer Schrift.
43. Verlag des Österreichischen Reichsforstvereines (1871, unbekannter Autor): Vom Domogled. – Wien, S. 550-560; Österreichische Monatsschrift für Forstwesen 1871; 21); Vorkommen und Ausbeutung bzw. Übernutzung der Baumhaselvorkommen um das Jahr 1870 im Domogled-massiv, am Eisernen Tor, Rumänien als Imitat für Leder!)
Folgende Literatur liegt mir nicht vor:1. Ansin, R.; Özkan, Z.C.: Tohumlar bitkiler (Spermatophyta) Odunsu Taksonlar. K.T.Ü. Orman Fak., Yahin Nr: 19, Trabzon, 1993 (in türkisch, erwähnt in Genc 1998; im Bolu-Kale-Forestry Department 347 ha Baumhaselwald unter Schutz gestellt; BHD bis 1m, Höhe bis 30-35m)
2. Blecic, V. (1958): Sumska vegetacija i vegetacija stena i tocila doline reke Pive (Waldvegetation im Flusstal der Piva, Montenegro); Bull. Du Mus. D´ Hist. Nat. du Pays Serbe, Serie B. 11.
3. Borza, A. (1958): Vegetatia rezervatiei Beusnita (Ocrotirea naturii 3, S. 117-127)
4. Davis, P.; Edmondson, J., Mill, R., Tan, K. (1982): Flora of turkey. Vol VII, University Press, Edinburgh. (in Englisch)
5. De Halacsy, E. (1904): Florae Graecae, Vol. III (in welcher Sprache ?)
6. Flora Repulicii Populare Romane, 1952; v.l. Editura Academiei RP Romane, Bucurecti (in Rumänisch)
7. Flora SR Serbiye: v.II, Beograd. (1970) (in Serbisch)
8. Goeschke (1887): Die Haselnuss, ihre Arten und ihre Kultur. Paul Parey, Berlin. (Angaben über frühere Nutzung)
9. Hegi, G. (1981): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Paul Parey-Verlag (genaue Beschreibung der Verbreitung; lt. Alteheld 1996; s. S. 60)
10. Hempel, Gustav & Karl Wilhelm (1889): Die Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirthschaftlicher Beziehung. Wien & Olmütz, Ed. Hölzel, 1889-1899, 3 volumes, I-I. Der Baum und seine Glieder; I-II. Die Nadelhölzer, pp. [iv], 3, 200, (3); II. Die Laubhölzer. Die Kätzchenträger, pp. vii, 148; III. Die Laubhölzer. Die nicht Kätzchen tragenden Laubhölzer, pp. viii, 140;(Preis im Antiquariat: ab 120 €; damaliges Standartwerk, hier wurde Baumhasel als ein von Wiener Tischlern sehr begehrtes Möbelholz dargestellt)
11. Jovanovic, B. (1955): Sumske fitocenoze i stanista Suve Planine (Waldphytocenosen und Standorte der Suva Planina), Belgrad, S. 101
12. Jovanovic, B. (1955): Sumske fitocenoze Rtanja (Rtanjs Waldphytocenosen) Glasnik Sumarskog fakulteta u Beogradu 10, S. 99-127.
13. Maurer, K.J. (1973): Versuch einer Corylus-Monographie. Mitteilungen Rebe und Wein, Obstbau und Früchteverwertung 23 (5/6): 407-444
14. Maurer, K.J., 1975. Baumhasel als Pionierart, Mitteilungen-Rebe-und-Wein,-Obstbau-und-früchteverwertung. 1975, 25: 2, 139-148
15. Mitrushi, J. (1955): Druret e shkurret e Shqiperise, Tirane (in Albanisch).
16. Friedrich, G. F. und Schuricht, W. (1988): Nüsse und Quitten, Neumann – Neudamm [starker Rückgang der Baumhaselfläche in der Türkei]
17. Palashev, .I.; Nickolov, V. (1979): On the Distribution, Ecology and biological Peculiarities of Dendriform Hazel (Corylus colurna) in Bulgaria. Forest Science, Sofia, Vol. XVI, No. 5; 26-442 (in Bulgarisch)
18. Palachev, I., Manolova, J.; Nickolov, V. (1974): State and Perspectives of Tree-like Hazel in the Forests of East-Bulgaria. In: On some problems of Preservation and Enrichment of the specific Diversity in Forests, Sofia, 153-153 (in Bulgarisch).
19. Palavhev, I.; Manolova, V.; Lyapova, J. (1075): The effect of micro-soil Differences on the Grows of Corylus colurna L. ; Forest science, Sofia, Vol. XII, No. 5; 61-69 (in Bulgarisch)
20. Schenk, Carl Alwin (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume. 3. Band: Laubhölzer ; Berlin, Paul Parey Verlag. 640 Seiten [C. A. Schenck (1868-1955) fasste in diesem Werk das gesamte damalige dendrologische Wissen der nördl. Hemisphäre zusammen u. hob den Einfluss des Standorts, besonders den mehrerer Klimafaktoren auf den Erfolg waldbaulicher Maßnahmen hervor. (NDB 22, 666f.). [der Baumhasel wird in diesem Standartwerk nicht erwähnt; s.o. auch Kapitel 13 a)
21. Smolyaninova, L. (1936): Haze.. In: Flora of Cultivated Palnts, Vol. XVII, State Agricultural Publishing Company, Moscow-Leningrad, 125-205 (in Russisch)
22. Sokolov, S; Svyazeva, O.; Kubbly, V. (1977): Areographica Arborum Fruticumque URSS. Vol. I, Nauka Publ. House, Leningrad (in Russisch)
23. Vassilev, A.; et al. (1961): Dendroflora of the Caucasus. Tbilisi (in Russisch)
Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten über Waldvorkommen (über Fruchtproduktion zum Verzehren der Nüsse gibt es mehrere Untersuchungen in der Türkei, in Bulgarien und Ungarn):1. Bauer, B. (2008): Entwicklung von Laubholzkulturen: Neuanlage einer Baumhaselversuchsfläche und Wiederholungsaufnahme von Baumhasel- und Platanenversuchsflächen. Diplomarbeit FH Weihenstephan, Freising, unveröff.
2. Cikovac, P. (2002): Soziologie und standortbedingte Verbreitung tannenreicher Wälder im Orjen-Gebirge - Montenegro. Diplomarbeit an der LMU, Department of Geography, München.
3. Fuchs, Franziska (2012): Klimawandel und die Eignung von Stadtbäumen im pannonischen [südosteurop.] Raum; Masterarbeit; Baumhasel s. S. 7; 71; 81; Baumhasel ist sehr empfindlich gegen Streusalz; in dieser Mastarbeit wurden 456 Stadtbäume von 9 Baumarten bei Wien auf Vitalität untersucht]
4. Hoffmann, Wolf (2012): Eignung der Baum-Hasel (Corylus colurna L.) als Laubholzbeimischung in einem Wald-Kiefernbestand auf Flug- und Schwemmsanden im Gemeindewald Hassloch; Bachelorarbeit an der FH Rottenburg ; (Wuchsgebiet Oberrheinisches Tiefland, Wuchsbezirk Pfälzische Rheinebene; u.a. Saat der Baumhasel; Messung von Baumhaseln an verschiedenen Standorten in Deutschland)
5. Meyer, Maik (2018): Walnuss und Baumhasel als Mischbaumarten in heimischen Wäldern; Bachelorarbeit FH Göttingen: Literaturstudium: Klima, Standort, soziolog. Stellung, Wuchseigenschaften, Ausbreitungspotential, gegenwärtiger Anbau, Anbaupotentiale
6. Neumann, Ferdinand Georg (2015): Analyse eines naturnahen Baumhaselbestands (Corylus colurna) im Nationalpark Cheile Nerei-Beusnita / Rumänien; Bachelorarbeit an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg bei Prof. Dr. S. Hein. In dem ca. 17 ha großen Baumhaselbestand südlich von Oravita wurden Höhen- und Durchmessermessungen vorgenommen, in Probekreisen Bestandesdaten aufgenommen
7. Ptok, Ernest (2016): Anlage einer Samenplantage für Baum-Hasel im Forstrevier Sauen/ Hochschule Eberswalde. In dem 0,088 ha großen Bestand in Sauen wurden 28 Mutterbäume auf ihre Eignung als Samenbäume untersucht und die Anlage einer Samenplantage aus diesen Bäumen im Revier Sauen geplant.
8. Rechberger, A. (1998): Waldbauliche Beurteilung der Baumhasel
(Corylus colurna) im Pontus-Gebirge in der Türkei; Universität für
Bodenkultur, Wien
9. Prof. Dr. Schölch, Hochschule Weihenstephan - Triesdorf: bis 2011 wurden „mehrere Diplomarbeiten“ erstellt
10. Vogt, Oliver (2015): Einzelbeobachtungen zur Prüfung der Anbaueignung von Juglans … und Corylus colurna L. auf dem Plauer Werder [Mecklenburg-Vorpommern] im Frühjahr 2015; Bachelorarbeit; Eberswalde, Betreuier Prof. Martin Guericke. Von 47 Stück 3- jährigen und 37 Stück 9-jährigen Baumhasel wurden Höhen und BHD gemessen und eine Höhen-BHD-Beziehung abgeleitet. Der höchste Baum war 7 m hoch und hatte einen BHD von 7 cm. Das Wachstum der Baumhasel für das Alter 100 wurde mit 32 m Höhe prognostiziert. Die Bodenform ist meist Sand-Braunerde, der Niederschlag liegt zwischen 450 und 600 mm, die Jahresdurchschnittstemp. Beträgt 8,5 Grad bei maritimem, feuchtem Tieflandsklima.
11. Wich, Matthias (2015): Die Baumhasel im Sauener Wald – Struktur und Waldbau; Bachelorarbeit an der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der Technischen Universität München; Lehrstuhl für Waldbau ; Prof. Dr. Reinhard Mosandl; Betreuer M. Sc. Justus Bork (Aufnahme von 30 Ex. (0,088 ha) der Baumhasel in Sauen und 77 Ex. (0,6 ha) bei Würzburg (Bismarckwäldchen); Ermittlung von Höhen, BHD, Kronendurchmesser, Zuwachsbohrungen, Analyse der Zuwächse in Trockenjahren, Berechnung des Vorrats.
Klimawandel und Waldumbau; Aspekte, die den Anbau der Baumhasel betreffen:1. Kölling, Christian (2008): Die Douglasie im Klimawandel: Gegenwärtige und zukünftige Anbaubedingungen in Bayern; LWF Wissen 59 (Bayer. Landesanstalt f. Wald u. Forstwirtschaft; Kriterien zur Prüfung der Anbauwürdigkeit von fremdländischen Baumarten unter Berücksichtigung des Klimawandels)
2. Kölling, Christian und Schmidt, Olaf (2013): Die Lüge der Überlebenden; LWF aktuell 96/2013 (Bayer. Landesanstalt f. Wald u. Forstwirtschaft), (wenige Bäume überleben, große Ausfälle oder viele Nachbesserungen, wenig Anwuchserfolg)
3. Kölling, Christian (2013): Nichteinheimische Baumarten – Alternativen im klimagerechten Waldumbau? LWF aktuell 96/ 2013
4. Roloff, A. und Grundmann, B. (2008): Baumartenwahl im Klimawandel – Bewertung von Waldbaumarten anhand der KlimaArtenMatrix ; AFZ/ Der Wald 20/2008; S. 1086 – 1088 [47 bei uns angebaute Baumarten werden hinsichtlich Trocken- und Frostresistenz bewertet; die Baumhasel ist nicht darunter, wohl aber u. .a. Buchsbaum, Mannaesche, Stechpalme]
5. Schmiedinger, A., Bachmann, M., Kölling, Chr., Schirmer, R. (2010): Gastbaumarten für Bayern gesucht – Forstwissenschaftler entwickeln ein Verfahren zur Auswahl klimagerechter Baumarten für Anbauversuche, LWF aktuell 74/ 2010, S. 47-51.
6. Spellmann, H .et al. (2011) : Waldbauliche Anpassungsstrategien für veränderte Klimaverhältnisse; AFZ-Der Wald 11 / 2011
Holzqualität, Holzverwendung, Krankheiten:1. Bamberger et .al. (1918): Rohstoffe des Pflanzenreiches – Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreiches; dritte, umgearbeitete und erweiterte Auflage; Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann (Holzeigenschaften der Baumhasel)
2. Blaschke, M (2014): Baumhasel mit massiven Blattverlusten. LWF aktuell 101, S. 41
3. Kehr, Rolf und Schumacher, Jörg (2014): Neue Schadsymptome an Baum-Hasel; Taspo BaumZeitung 02-2014 [neue Absterbeerscheinungen an Straßenbäumen]
4. Petercord, Dr. R. (2016): Phyllosticta coryli als Krankheitserreger an Baumhasel ? AFZ-DerWald 12/2016; S. 46 – 47 [Blattpilz Phyllosticta coryli Ascomycet verursacht vorzeitige Alterung und Abfallen des Blattes]
5. Zeidler, Ales (2012): Variation of wood density in Turkish hazel (Corylus colurna L.) grown in the Czech Republic; Journal of Forest Science; Prag; S. 145-151. [an der Universität Prag wurde die Holzqualität (Rohdichte) von 3 Bäumen aus der Prager Region (BHD 25 – 29 cm) analysiert, die Rohdichte betrug 627 kg/ kbm]
Baumhasel als Veredelungsunterlage für C. avellana:in der Literatur finden sich hierzu zahlreiche Veröffentlichungen, exemplarisch seien angeführt:
1. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Turkish hazel offspring variablitiy as a foundation for grafting rootstock production; Bulgarian Journal of Agricultural Science, S. 865-870 [Analyse des Wachstums von einjährigen und zweijährigen Pflanzen in der Baumschule als Veredelungsunterlage zur Furchtproduktion mit C. avellana]
2. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Secondary populations of Turkish hazelnut in Novi Sad; Contemporary agriculturea b, S. 314-323 [Analyse von Nussgrößen und Keimprozenten von 15 Genotypen]
3. Ninic-Todorovic, Jelena et. al. (2010): Turkish hazel trees in Novi Sad urban area; Acta horticalturae et regiotecturae, Nitra, S. 42-47 [ 231 Bäume in Stadtparks und 501 Bäume an Straßen wurden erfasst, 39 Bäume wurden als Testbäume ausgewählt zur Produktion von Veredelungsunterlagen für die Nussproduktion von C. avellana ]
4. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Turkish hazel seedling characteristics as rootstock for hazelnut cultivar grafting, Contemporary agriculture, S. 240-246 [Keimprozente und Größe von ein- und zweijährigen Pflanzen in einer Baumschule]
Internet - Links:Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zum Baumhasel: siehe „Waldwissen.de“